ZG-Rückblick: Tod eines Vulkaniers

ZG-Rückblick

Eigentlich sollte der Tod eines Prominenten kein besonderes Thema sein, denn das Menschen sterben ist der Gang der Dinge. Leonard Nimoy war aber so fest verbunden mit der Rolle von Mr. Spock und diese Figur war ein popkulturelles Phänomen. Was verbindet Ihr mit Nimoy aka Mr. Spock?

todesglupsch
Auch wenn es die einzige Möglichkeit ist den Tod der eigenen Jugendikonen zu vermeiden (bzw. das Miterleben), selbst sehr früh zu versterben und es damit wohl der natürliche und zu bevorzugende Lauf der Dinge ist, diese Erfahrung zu machen, hatten wir doch gehofft das es Vulkanier gibt und Nimoy einen damit entsprechend überlebt.

Aber tatsächlich ist Spock seinerzeit im Gegensatz zu Cpt. Kirk eine sehr unkonventionelle Figur für eine Fernsehserie gewesen und hat somit seinen Status nicht ganz zu Unrecht. Mr. Spock erinnert mich vor allem daran, dass Star Trek einmal tatsächlich ein progressives Format war. Leider ist das Star Trek Franchise gegenwärtig eher auf dem üblichen Niveau des Ausschlachtens von Klassikern, aber wenigstens ist der Ausschlachter nicht Michael Bay wie bei anderenen Franchises. Möge Leonard Nimoy in Friede ruhen.

jtheripper
Obwohl Star Trek Science-Fiction war, so waren die Geschichten, Werte und Charaktere doch sehr menschlich/amerikanisch. Nur Spock war die wirkliche fremde Konstante, die aus einer anderen Perspektive die Menschheit beschreiben, kritisieren und hinterfragen konnte. Für mich hat Spock die Serie getragen. Nach Star Trek war die Rolle lange Zeit ein Fluch für Nimoy, aber er hat auch schnell eingesehen, wie viele Leute er damit berührt hat und Spock größer geworden ist als er selbst. Das ist für einen Schauspieler bestimmt immer eine schwierige Sache, wenn man wirklich gute Arbeit abliefert und nur noch darauf reduziert wird. Nimoy war auch der einzige Schauspieler, der nach dem Pilot »The Cave« beibehalten wurde (Majel Barrett wurde vom Ersten Offizier zur Krankenschwester degradiert... Frauenrollen in den 60er).

Ich habe sogar die eher mittelmäßige Serie »Fringe« nur wegen den Gastauftritten vonLeonard Nimoy geschaut... ich schaue jetzt noch mal »The Captain’s Summit«

leonardnimoy.de

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epikur
Die Dialoge zwischen Mr. Spock und Cpt. Kirk waren der personifizierte Gegensatz zwischen Logik und Emotionalität. Die richtige Vorgehensweise, die vermeintlich gute Entscheidung lag für den Zuschauer immer irgendwo dazwischen. So wie es im echten Leben auch sein sollte: Verstand und Gefühl in ausgewogener Balance. Auch wenn beide Figuren wohl dramaturgisch überzeichnet waren, so lerne auch ich immer wieder Menschen kennen, bei denen entweder keinerlei Argumente durch kommen ‑weil nur emotional- oder die kalt, kühl und berechnend sind ‑weil nur rational.

Star Trek war für mich auch immer der Appell, verschiedenartige Kulturen und Lebewesen in ihrem So-Sein zu akzeptieren und zu belassen. Sich eben nicht einzumischen, Gott oder Polizei zu spielen und »Demokratien« herbei zu bomben.

5 Gedanken zu “ZG-Rückblick: Tod eines Vulkaniers

  1. Star Trek war für mich auch immer der Appell, verschiedenartige Kulturen und Lebewesen in ihrem So-Sein zu akzeptieren und zu belassen. Sich eben nicht einzumischen, Gott oder Polizei zu spielen und »Demokratien« herbei zu bomben.

    @Epikur

    Volle Zustimmung — traurig finde ich, dass unsere neoliberalen »Kampfmedien« (Zitat: Albrecht Müller) auch beim Nachruf auf Mr. Spock zusätzlich seine »Nationalität« erwähnen müssen — er war ukrainischstämmig.

    Tja, als Mr. Spock jung war war die Ukraine noch Teil der UDSSR, aber in heutigen Neuen-Kalter-Kriegszeiten muss man eben hier — ebenso wie bei der Miss Germany Wahl 2015 immer wieder die ehemalige ukrainische Nationalität der Person ins Spiel bringen.

    Wie schreibt Roberto J. de Lapuente in seinem hochaktuellen Artikel bei Ad Sinistram »[...]traurige Zeiten....[...]«

    Gruß
    Bernie

  2. Nun, so wie Epikur habe ich das auch mal gesehen. Aber wofür steht Star Trek tatsächlich, wie sieht es denn mit Hierarchie und Kommandoebene aus? Ist das eine Militärdiktatur ? Ja, auch vom Wesen her. Es ist auch kein Geheimnis, dass diese Form überall auf der Welt ankommt. Schnelle Entscheidungen, harte Strafen und zur Not werden auch mal Welten entfernt. Das mag man allgemein gerne. Jede größere Fa. ist so strukturiert. Das mag oder mag nicht auch eine Interpretation sein, aber Kriegsmissionen als Forschungsreisen zu deklarieren konnte man dort auch lernen.

  3. Naja, also dann können wir nach 50 Jahren auch über die gesellschaftlich/militärisch/demokratischen Strukturen von Raumschiff Orion bewerten, was zu seiner Zeit auch nichts anderes gemacht hatte, als die Menschen wenigstens bei der Unterhaltung, an ihrem Wunsch nach besseren als den aktuellen Träumen zu packen. Star Trek ist und bleibt einfach ein Stück (auch mutiger) Film- und Fernsehgeschichte und Mr. Spock einer der Protagonisten darin, die mich auch irgendwie ein gutes Stück Leben begleitet haben. So albern das auch klingen mag. Und ich sehe es immer noch wie Epikur. Die guten Träume nimmt man mit in die Zukunft und ehrt die, welche sie vermitteln konnten. Rational, — klingt das natürlich nicht, — aber das Gespann Spock/Kirk hatte nunmal unbedingt seinen Reiz ;-)

  4. @eike

    Ich sehe auch vieles sehr zynisch. Aber manchmal darf man Kindheitsträume, Visionen und (halbwegs) optimistische Zukunftsutopien auch mal annehmen und so stehen lassen ;)

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