Krieg ist Frieden

Spiegel Online vom 26. Oktober 2015

Spiegel Online vom 26. Oktober 2015

Ein bedenklicher Fall von PR-Geschichtsfärbung liefert ‑mal wieder- Spiegel Online ab. Dabei geht es diesmal weder um die regelmäßige Dämonisierung von Putin-Russland, die Hetze gegen Linke, noch um die Verharmlosung von TTIP oder der internationalen NSA-Überwachung. Es wird gemenschelt. Personalisiert. Emotionalisiert. Der Wahnsinn von rund 5 Millionen ermordeten Vietnamesen, das flächendeckende Einsetzen von Napalm und »Agent Orange« sowie dutzende Massaker von US-Soldaten an Zivilisten, wird auf das Schicksal von Kim Phuc heruntergebrochen. Das schreiende, mit Napalm benetzte Mädchen auf dem Foto, dass den Widerstand gegen den Vietnamkrieg verstärkt hatte. Nun wird sie für US-Marketing- und PR-Zwecke instrumentalisiert, um Versöhnung und Entschädigung zu suggerieren, die es nicht gibt:

»Phuc ist derzeit bei einer Ärztin in Miami in Behandlung.«

In Miami, den USA. Bis heute gibt es keine Entschädigungszahlungen, noch eine Entschuldigung seitens der USA für das Grauen, den Schrecken und die Verwüstungen, die in Vietnam angerichtet wurden. Kim Phuc bekommt eine Laserbehandlung, damit ihre Narben verheilen. Ein symbolischer Gnadenakt? Bezeichnenderweise ist die Kommentarfunktion bei diesem Artikel abgeschaltet.

2 Gedanken zu “Krieg ist Frieden

  1. Emotionalisieren in diesen Medien ist nichts neues. Das passiert andauernd. Stichwort »Kindchenschema« bei der Flüchtlingsproblematik. Stichwort »alle Arbeitslosen sind wie Arno Dübel«.
    Und Leute nennen einen »kalt«, wenn man sich von dem nicht mehr beeindrucken lässt oder lassen will.

  2. Naja, der Emotionalisierung steht die Versachlichung gegenüber, die ja jetzt speziell in Sachen Kollateralschaden weder im Vietnamkrieg, noch heute irgendwie weniger missbraucht wurde/wird. Letztendlich eine Frage, wer, was, für was missbraucht bzw. authentisch ehrlich meint. Instrumentalisierung, trifft es wohl in Schwarze und diese Form spiegelscher Instrumentalisierung, — ist einfach nur noch (verzeiht mir die Emotion) — ekelhaft pervers.

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