Verbissene Diskurshoheit

Wer über politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Veränderungen spricht, und dabei halbwegs ernst genommen werden will, der muss Zahlen und Fakten vorlegen, wirtschaftspolitische Modelle oder Theorien besprechen, die Finanzmarktindustrie ernst nehmen oder ökonomisch argumentieren. Der herrschende Ökonomie-Diskurs, lässt eine offene und konstruktive Wertedebatte, in welcher der Mensch im Mittelpunkt allen politischen und wirtschaftlichen Handelns steht, nicht zu. Ganz im Gegenteil, wer primär normativ argumentiert, gilt wahlweise als Sozialromantiker, Träumer, Esoteriker, realitätsfremd, Spinner, regierungsunfähig oder als wirtschaftspolitisch nicht tragbar.

Der unausgesprochene Zwang, sich dem neoliberalen Wirtschaftsdiskurs zu unterwerfen, gibt den Rahmen vor, in welchem laut gedacht und diskutiert werden darf. Egal ob es um Schulen, Universitäten, Museen, Schwimmbäder, Jugendprojekte, Kindergärten, Krankenhäuser, den Klima- und Umweltschutz, die öffentliche Daseinsfürsorge oder um viele andere Bereiche geht – alles wird als ein Problem definiert, dass in erster Linie wirtschaftlich gelöst werden müsse. Immer geht es um Kosten, Preise, ökonomische Berechnungen, Ausgaben, Schulden – ergo: um Geld. Andere Denkweisen werden verpönt.

Selbst viele vermeintlich linke Publikationen, Beiträge und blogs entziehen sich nur selten dem Ökonomie-Diktat. Eine Reichen- und/oder eine Vermögenssteuer soll staatliche Mehreinnahmen schaffen, der Mindestlohn soll die Binnenwirtschaft ankurbeln und das Emissionsgesetz bzw. der Emissionsrechtehandel fungiert als ein wirtschaftliches Instrument, um vermeintlichen Umweltschutz zu fördern. Warum ist es, z.B., nicht möglich als linkspolitisch engagierter Mensch zu sagen, dass es in erster Linie nicht wichtig ist, wieviel uns die Sanierung von Schulen oder Kindergärten kostet? Warum sieht man (auch als linker) Kinder stets durch die ökonomische Brille: als zukünftiger Rohstoff für Unternehmen, als Steuerzahler, Familienversorger, Konsumenten, Rentenzahler, Leistungserbringer oder zukünftig verwertbares Humankapital? Weshalb bringen wir nicht den Mut auf, die ökonomischen Berechnungen zunächst ganz zur Seite zu schieben und zu sagen: wir wollen in einer sozial gerechten Welt leben und deshalb bezahlen wir es, egal wieviel es uns kostet?

...ist die massenhafte Erfahrung, dass es die Realpolitiker in allen Machtzentren der Gesellschaft, den Banken ebenso wie den Regierungen, gewesen sind, die eine hochentwickelte Gesellschaftsordnung an den Rand der Katastrophe getrieben haben – nicht die Utopisten, nicht die mit dem Vorwurf der Realitätsferne geschlagenen Konstrukteure einer besseren Welt.

- Oskar Negt, »Das Europa von heute und die Wirklichkeit von morgen«, Blätter, Ausgabe August 2012, S. 75

Eine stets einseitig wirtschaftspolitische Kommunikation und das alleinige Herumdoktern an bestehenden Gesellschaftsstrukturen wirkt systemstabilisierend und verhindert eine normative Diskussion über eine Gesellschaft, in welcher der Mensch im Mittelpunkt jeglichen politischen Handelns stehen könnte. Werte wie Freiheit, Sicherheit und Gerechtigkeit sollen sich heute vor allem am engen politischen Korsett der sog. »Realpolitik« orientieren.

Das stets hochgehaltene Verfassungsgut der Meinungs- und Pressefreiheit unterschlägt realexistierende Sanktionsmethoden und Mechanismen der Ausgrenzung. Politiker, Unternehmen, Banken, Konzerne und Massenmedien geben den Rahmen, der sog. Pressefreiheit direkt und indirekt vor. Wer jetzt denkt, dies wäre Übertreibung oder Verschwörungstheorie, der denke nur an gesellschaftliche Tabus, Verhaltenskodexe, redaktionelle Kopfscheren, Vorzensuren, vorauseilenden Gehorsam in Unternehmen, Verschwiegenheitspflichten, öffentliches Verunglimpfen von bestimmten Themen usw. usf. Die Presse- und Meinungsfreiheit unterliegt einem eng definierten, ökonomisch dominierten Diskurs-Rahmen.

Natürlich ist und bleibt die Untersuchung nach der Reichtumsverteilung sowie der Eigentumsgerechtigkeit eine elementar wichtige Frage. Dennoch sollten endlich einmal grundsätzliche System- und Gesellschaftsfragen gestellt werden, anstatt detailverliebt und hoffnungslos am System herum zu schrauben.

Wollen wir wirklich eine Gesellschaft, in der Geld wichtiger ist, als Glück, Liebe und Gerechtigkeit? Ist eine Welt erstrebens- und bestehenswert, in der Gier, Egoismus, Neid und Konkurrenz die bestimmenden Werte sind?

P:S: Es gibt in der Kategorie-Leiste (rechts) eine neue Rubrik: Gedichte. Ich bitte um rege Aufmerksamkeit! ;)

23 Gedanken zu “Verbissene Diskurshoheit

  1. Volle Zustimmung. Die komplette Zentrierung auf die Eindimensionalität der politisch wie gesellschaftlich ökonomisierten Mitte. Resultat der Systemfetischisten aller Seiten. Danke auch für den ehrlichen Hint in Richtung linkem Ökonomiediktat. Für Abweichler, kommt dann i.d.R. immer der Satz mit der Vernunft, — wovon man den leben wolle bzw. Wirtschaft nun mal das wichtigste ist etc usw. usf. Der Tellerrand, — das sich durch diese Art der Fixierung eine technokratische Mentalität rekursiv selber erzeugt und auch erhält, — ja sogar immer weiter (alternativlos) darin versinkt, — wird nur selten verlassen. Deshalb bleibt der Teller, — der Teller mit dem menschlichen Gericht,- sprich, das System zum Kosmos. Anstatt zum simplen Handwerkszeug für Menschen. Das eigentlich letztere, auch die Denkbasis ein sollten, — ist mental komplett verloren gegangen. Wo Sätze wie; »Das muss man sachlich sehen«, dann auch jedes mal enden, darf sich jeder an fünf Fingern abzählen. Ein simpler Blick auf heutige Rhetorik in Sachen Arbeitsmarkt, — sollte dabei eigentlich reichen.

  2. Ich verstehe Dein Anliegen. Und ich teile es. Eigentlich. ;-)

    Begibt man sich jedoch einmal in Diskussionen, sei es in öffentliche oder in private, und stellt diese Maximen in den Vordergrund, kann man schon fast seine gesamte Existenz darauf verwetten, dass als erstes Gegenargument »Und wie soll das bezahlt werden?« kommt. Negiert man diese Frage, wird man sofort als Gutmensch, Sozialromantiker, realitätsfremder Träumer o.ä. abgewertet. Und egal, was man danach an Grundsätzlichem vorbringt, solange es sich nicht mit der Kostenthematik auseinandersetzt, bekommt man die Frage immer und immer wieder um die Ohren geschlagen. Man wird also quasi dazu gezwungen, in allererster Linie zu dieser Frage Stellung zu beziehen.

    Wie dies überhaupt erst soweit kommen konnte, dürfte nicht allzu schwer zu beantworten sein. Jahre‑, jahrzehntelang haben wir alle miterlebt, wie Politiker immer und immer wieder bei berechtigten Forderungen, die sich aus der von Dir oben angegebenen Vorgehensweise ergeben haben, sofort mit der Kostenfrage gekontert haben. Erst recht, als dies sogut wie jeder einmal in einer dieser sintflutartigen Polit-Talksendungen irgendwann einmal zu hören bekommen hat. Dies geht jedem dann früher oder später in Fleisch und Blut über.

    Deshalb kann man, meiner Meinung nach, beide Argumentationslinien, die ethische wie auch die ökonomische, als Begründung seines Standpunktes nutzen.Ohne dabei allerdings zu vernachlässigen, dass die ökonomische Argumentation nur zur Unterstützung der ethischen Grundwerte heranzuziehen ist und diesen aus grundsätzlichen Erwägungen nicht entgegenstehen kann und darf. Denn das Primat muss der Mensch sein oder wie Du es richtig schreibst: »Der Mensch muss im Mittelpunkt jedes politischen Handelns stehen.« Die Ökonomie hat diesem zu dienen.

  3. Die ökonomische Argumentation wird immer dann nebensächlich, wenn es um die Mächtigen dieser Republik geht. Sobald deren Interessen bedroht werden, spielen Kosten keine Rolle mehr. Man sehe sich nur die unsägliche Bankenrettung an, wo auf einmal Milliarden zur Verfügung stehen.

    Das ökonomische Argument wird genauso wie die Antisemetismuskeule immer dann herausgeholt, wenn es gegen die Interessen der mächtigen Interessengruppen geht. Eine Frau v.d.L. gehört selbst zu den Reichen — kein Wunder, daß sie die Sorgen und Nöte der Armen nicht nachvollziehen kann. Wer mit dem goldenen Löffel geboren wurde, der weiß es eben nicht besser — er ist häufig sozial ein Krüppel — ein Asozialer.Wie drückte es eine berühmte Frau aus: »Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie eben Kuchen essen!«.

    Das ökonomische Argument hat noch einen weiteren großen Vorteil — es reduziert Komplexität auf eine Variable. Anstatt sich mit den Feinheiten einer Schule, eines Kindergartens oder gar dem Leben eines HartzIV-lers zu beschäftigen, wird das ganze auf die Kosten reduziert und damit auch vergleichbar gemacht. Wer Zimbardo — Der Luzifer-Effekt — gelesen hat, der weiß, daß eine der Voraussetzungen für Grausamkeit die Anonymisierung der Opfer ist, sie werden entmenschlicht. Gleiches geschieht durch die Reduktion komplexer Vorgänge auf die »Kosten«. So kann es schon einmal passieren, daß beispielsweise Menschen, die auf staatliche Hilfe angewiesen sind, ihnen diese aus »Kostengründen« verweigert wird.

  4. Vollem Zustimmung auch von meiner Seite! Habe eine ähnliche Richtung auf Spiegelfechter in Kommentaren vertreten und bekam die volle Arroganz eines Jens Berger ab.
    Dies nahm ich zum Anlass ihn aus meiner Blog-Roll zu nehmen und darüber [Deinem Thema] einen Post zu schreiben: http://aufzeichnungen-eines-gutmenschen.blogspot.de/2012/08/spiegelfechtereien.html
    Darin ist auch ein sehr sehenswertes Video verlinkt, in dem alternative Lösungsansätze diskutiert werden.

    Grüße, Duderich

  5. @Duderich
    Hat jetzt nix mit dem SF zu tun. Die Ökonomenecke sagt mir, außer Ökonomie, sowieso schon lange nix mehr. Aber für deine, und in heutigen Zeiten recht ungewöhnlich menschliche, — verblüffend unsystemische Sozialpädagogik ;-) — kommst du in mein bescheidenes Blogröllchen der Vielfalt. (Noch, ... ist Zeit sich zu wehren :-)

  6. @eb: Dass ich Sozialpädagoge bin, macht nur einen unbedeutenden Teil meines vielschichtigen Charakters aus. :kaffee:
    Freue mich sehr über die Aufnahme in Deine Blog-Roll.
    Meine eigene Blog-Roll ist aber thematisch eher politisch gehalten, weshalb Deine Seite (leider) da nicht so richtig reinpasst. Ich hoffe, Du hast dafür Verständnis.
    Dies hat aber überhaupt nichts mit der Qualität Deines Blogs zu tun, der mir sehr gut gefällt — und den ich aus diesem Grund öfter mal besuchen werde.

    Gruß, Duderich

  7. @Duderich
    Hihi, — ist mir schon klar. War auch auf keinen Fall, eine Aufforderung, gleiches mit Gleichem zu vergelten. Freu mich nur über jeden, der die Klischees mal wieder zur Debatte stellt. (Allerdings, (sorry, ich kann’s mir nicht verkneifen (Schande über mich)) — Politblogs, — sind auch ein Klischee (Ich weiß, wovon ich spreche)(Icon mit erhobenem, allerdings grinsendem Zeigefinger))

  8. @ed: Ach, Klischees: Über manche glaubt man sich (vermeintlich ) zu erheben — in anderen steckt man knietief drin.

    »Politblogs, — sind auch ein Klischee«
    Nun, Polit-Blogs sind Blogs mit Schwerpunkt auf politischem Inhalt. Was daran ist Klischee?
    Andererseits, da mag ich Dir Recht geben, ist natürlich alles (irgendwie) politisch.

    Gruß, Duderich

  9. @Duderich:
    Deine Erlebnisse mit dem Spiegelfechter kann ich nachvollziehen. Mir wurden vom J. Berger schon ganze Einträge gelöscht, weil sie ihm nicht paßten. Naja, es ist sein Blog, also darf er tun und lassen, was er will. Aber insgesamt wird er immer weniger lesenswert. Nach die Nachdenkseiten sind nicht mehr so investigativ wie ich es mir wünschen würde.
    Je erfolgreicher manche Blogs werden, desto eher wird die Zensurschere eingebaut.

  10. @gerhardq:
    War selbst anhand der Kommentare meines Posts überrascht, wieviele Leser meine Meinung zum Spiegelfechter nachvollziehen konnten.
    In so fern bist Du in allerbester Gesellschaft! :)

    »Je erfolgreicher manche Blogs werden, desto eher wird die Zensurschere eingebaut.«
    Was, wenn geschehen, diesen Erfolg wieder reduziert. Und das ist wohl gut so.

    Gruß Duderich

  11. @Duderich:
    Was sagt Michael Vogt so schön, die Brandmarkung als Verschwörungstheoretiker stellt heute quasi den Adelsschlag [als Denker] dar.

    Allerdings werde ich mich auch weiter äußern. Wenn ich das nicht tue, überlasse ich dem Mainstream die Deutungs- und Meinungshoheit. Beispielsweise praktiziere ich das in Zeit-Online, wo auch massiv zensiert wird. Interessant wird es, wenn Vorgänge, die ich beispielsweise prognostiert habe und die zensiert wurden, dann auch eintreten. Leider fehlt den Redakteuren dort scheinbar jede Reflektionsmöglichkeit, aber wer seine Familie versorgen muß, der verdreht sich schon mal.

  12. Der Neoliberalismus ist eine Ideologie und wie alle solchen nicht in der Lage , mit Argumenten zu überzeugen und daher darauf angewiesen , seine Gegner zu diffarmieren mit den genannten Ausdrücken , Gutmenschen , Sozialromantiker usw.usw.

    Politische Linke verschiedener Couleur lassen sich seit bestimmt 15 Jahren entspechend anpöbeln und wehren sich eigentlich erst in jüngerer Zeit dagegen, wobei allerdings auch die nicht zu Wort kommen (im Mainstream) , die sich eben nicht brav vorführen lassen.

    Ich wäre aber vorsichtig , jeden Versuch zu verurteilen , der Verbesserungen innerhalb des Systems anstrebt.
    Das geniale und endgültige System haben wir nicht , wir hatten es nie , wir haben nur ein Jahrhundert daran geglaubt , was bekanntlich zu schrecklichen Katastrophen geführt hat, auch von links.
    Der Verlust dieser »alternativlosen« ....ismen ist in meinen Augen gar keiner — ganz im Gegenteil — der heutige Zwang , auf Sicht zu fahren , ist eine große Chance ‚und überhaupt die einzige , zu einer humaneren Gesellschaft zu gelangen.

    Um nicht falsch verstanden zu werden , der Verlust der Ideologie bedeutet nicht — und darf nicht bedeuten- den Verlust der Utopie, auch eine dieser marktradikalen Gleichsetzungen.

  13. Wie kann man an einem so menschlichen Beitrag Kritik äußern?
    Das ist ganz einfach: Sich überhaupt mit Jenen auseinander setzen zu wollen, die nicht den Menschen im Mittelpunkt haben, weist den Schreiber als jemanden aus, der noch nicht konsequent den erkannten Weg eingeschlagen hat und ihn geht. Mach das doch lieber. Einfach das als richtig erkannte Tun. Dafür braucht es keine Zustimmung von irgendwem, besonders nicht von »maßgeblichen« Typen. Ganz im Gegenteil: Je mehr die schreien, um so wahrscheinlicher ist es, daß man richtig liegt. Probiert es aus!

  14. @all

    Hallo, volle Zustimmung!

    Das Denken hat sich, den Wirtschafts- und Lebensverhältnissen als allumfassender Lebensinhalt des Menschen geschuldet, längst in ebensolche Teilbereiche aufgesplittet, quasi verinnerlicht. Was nicht Bestandteil des jeweiligen Teilbereiches ist, kann nicht mehr besprochen werden, dies führt zu: muss nicht mehr besprochen werden und jenes wiederum zu: bei Abweichungen kann es sich nur um »Esoterik« oder »Teufelswerk« handeln. Ganz oben auf der Liste steht die allumfassende Objektivierung des Menschen, des Menschseins, welches seinen Lebenssinn ausschließlich als Objekt zu sehen und darin seine Existenz zu rechtfertigen hat. Wie sagte ein @Art Vanderley so schön:

    »Der Neoliberalismus ist eine Ideologie«

    Daraus wird uns eine sich selbst gleichwohl beschränkende Gegen-Ideologie voraussichtlich eher nicht heraus helfen, so zumindest meine Befürchtung (wäre irgendwie neu ... so in die Vergangenheit geblickt .. doch als Agnostiker werde ich wohl niemals nie sagen ;)).

    Insoweit:
    @gerhardq
    »Was sagt Michael Vogt so schön, die Brandmarkung als Verschwörungstheoretiker stellt heute quasi den Adelsschlag [als Denker] dar.«

    In der Tat, vll. kann man es einfach gar nicht mehr anders, vll. möchte aber auch der Eine oder der Andere sich als stets das »einzig Wesentliche« umfassender Denker fühlen, möglicherweise fürchtet man sich davor, den Überblick zu verlieren, so kann man sich noch inmitten der richtigen Stellschrauben fühlen ... watt weiß ich ... aber vll. hat Vogt Recht, so wird man halt schneller zum Adel geschlagen und gibt sich damit zufrieden ... ;) .

    @eb
    Für Abweichler, kommt dann i.d.R. immer der Satz mit der Vernunft ...

    Vernunft, soso ... *grins*, wessen Vernunft?

    Dazu sagt Adorno:

    »Intellectus sacrificium intellectus. — Anzunehmen, daß das Denken vom Verfall der Emotionen durch anwachsende Objektivität profitiere oder auch nur indifferent dagegen bleibe, ist selber Ausdruck des Verdummungsprozesses. Die gesellschaftliche Arbeitsteilung schlägt auf den Menschen zurück, wie sehr sie auch
    die anbefohlene Leistung fördern mag. Die Fähigkeiten, selber durch
    Wechselwirkung entwickelt, schrumpfen ein, wenn sie voneinander losgerissen werden. Nietzsches Aphorismus »Grad und Art der Geschlechtlichkeit eines Menschen reicht bis in den letzten Gipfel seines Geistes hinauf« trifft mehr als bloß einen psychologischen Sachverhalt. Weil noch die fernsten Objektivierungen des
    Denkens sich nähren von den Trieben, zerstört es in diesen die Bedingung seiner selbst.…

    Die Kastration der Wahrnehmung aber durch die Kontrollinstanz, die jegliche begehrende Antizipation ihr verweigert, zwingt sie eben damit ins Schema der o h n m ä c h t i g e n W i e d e r h o l u n g v o n je schon B e k a n n t e m. Daß eigentlich nicht mehr gesehen werden darf, läuft aufs Opfer des Intellekts hinaus. Wie unterm losgelösten Primat des Produktionsprozesses das Wozu der Vernunft entschwindet, bis sie auf den Fetischismus ihrer selbst und der auswendigen Macht herunterkommt, so bildet sie sich zugleich selbst als Instrument zurück und gleicht sich ihren Funktionären an, deren Denkapparat nur noch dem Zweck dient, Denken zu verhindern.

    Ist einmal die letzte emotionale Spur getilgt, bleibt vom Denken einzig die absolute Tautologie übrig. Die ganz reine Vernunft derer, die der Fähigkeit, reinen Gegenstand auch ohne dessen Gegenwart vorzustellen«, vollends sich entschlagen haben, wird mit der reinen
    Bewußtlosigkeit, dem Schwachsinn im wörtlichsten Sinn konvergieren, denn gemessen am verstiegen realistischen Ideal kategorienfreier Gegebenheit ist jede Erkenntnis falsch, und richtig nur, worauf nicht einmal die Frage nach richtig oder falsch mehr angewandt werden könnte. Daß es dabei um weit vorgedrungene
    Tendenzen sich handelt, zeigt sich auf Schritt und Tritt an dem Wissenschaftsbetrieb, der im Begriff ist, auch die Reste der Welt, wehrlose Trümmerstätten, zu unterjochen.«

    Dazu brauche ich dann nichts mehr sagen ;)

    Gruss
    Rosi

  15. Ja, sehr schön verfasst, nur sehe ich leider kaum noch Auswege.
    Die Regierungen u?d deren Lobbyisten haben sich dermaßen verrannt und sind auf dem besten Wege uns entweder in einen Bürgerkrieg oder vielleicht noch schlimmer, in eine Diktatur zu führen.
    Internet Zensur, Sozialabbau, Kriminalisierung und neuerdings auch noch Innerstaatlicher Einsatz des Militärs, greifen in immer weiteren Ausmaß um sich.
    Die Regierungen haben nicht das geringste Interesse an einem Übergang in eine, sagen wir mal »Soziale Marktwirtschaft«.
    Im Gegenteil, es wird so lange Schadensbegrenzung betrieben, bis der Krug bricht.
    Derweil klafft die Schere zwischen arm und reich noch immer weiter auseinander.
    Selbst Blogs wie »Netzpoltik.org« zensiert unliebsame Beiträge.
    Die doktern auch nur mit ein paar Eingaben und Pamphleten am bestehende System herum.
    Als ich dort einmal zu »passiven Widerstand« aufrief und mich gleichzeitig über die Machenschaften der »EU« beschwerte löschte mich Herr Beckedahl einfach.
    Ein paar Stunden später rief dann paradoxer Weise Netzpolitik auf, Internet Löschungen zu protokollieren.
    Ich weiß gar nicht mehr welchem Portal man noch trauen kann, oder wo überhaupt derartige subversive Meinungen erwünscht sind...

  16. @ArtVanderley

    Ich wäre aber vorsichtig , jeden Versuch zu verurteilen , der Verbesserungen innerhalb des Systems anstrebt.
    Das geniale und endgültige System haben wir nicht , wir hatten es nie , wir haben nur ein Jahrhundert daran geglaubt , was bekanntlich zu schrecklichen Katastrophen geführt hat, auch von links.

    Da stimme ich Dir zu. Im Moment sind wir jedoch soweit, dass jeder noch so zarte Formulierungsversuch von Alternativen oder gar einer Utopie, medial und sozial gnadenlos abgestraft werden. Der öffentliche Raum ist, wie Habermas anmerkte, zunehmend vermachtet worden. Man hat sich heute dem pragmatischen Nützlichkeitsdenken und der Realpolitik zu ergeben. Wir sind weit davon entfernt, überhaupt gehört zu werden.

  17. Das ist wohl der Machtaspekt am Diskurs. Ein Soziologe erkannte am Neoliberalismus die Machterzeugungsmethode der Realfiktion: das wäre ungefährt die realmaterialistische Seite des postmodernen Dekonstrukivismus. Dieser hier, schwelgt im Theoretischen und entlarvt vergangene und gegenwärtige Konstruktionen. Zwischen Wörter und Dinge wird eine glubbrige Schicht geschoben, sodaß niemals ein Wort am Ding sich anwurzeln kann. Die Pluralitätsschicht. Wir konstruieren: wir versuchen wurzeln zu schlagen. Ei, da kommt ein postmoderner Dekonstruktionsanalytiker mit scharfem Skalpel und ruft mit erhobenem Finger: ›Halt, das ist nur eine Konstruktion, dein Wurzelschlagen will Fixiertheit vorgaukeln, aber du wiederholst dein Wort nur so oft, bis die Wurzeln an das Ding herandrängen. Lass es!‹ Wir lernen: Wurzeln wachsen durch Wiederholungen.
    Der Neoliberale verfährt ähnlich. Realfiktionen sind jene neoliberalen Kernsinnsequenzen bezüglich Mensch und Welt, mit denen die Gesellschaft geflutet wird: allbekannt der ökonomische Mensch, weniger bekannt der unternehmerische Mensch, Konkurrenz als Orientierungsangebot bezüglich des Verhaltens gegenüber anderen, Seiendes als Ressource und ihre Hineinwebung in Akkumulationskreisläufe, universelle Translatoren, um alles in Geldwert umzurechnen und nicht Umrechenbares zum Verschwinden oder in Ersatzobjekte zu bringen. Vieles mehr mag es geben. Realfiktionen allesamt. Fiktionen, die realisiert und materialisiert werden. Der Dekonstrukivist kann dem Neoliberalen nie etwas anhaben, vielmehr ist Ersterer eine Erscheinungsform des Letzteren: dieser schafft die materielle Basis, damit jener frei mit seiner glubbrigen Schicht herumwerfen kann. Dieser sagt ihm, wenn jener mal sich an ihn heranwagt und ihn dekonstruieren will: mir kannst du nichts anhaben, ich bin deine Grundlage. Ich gebe dir Brot und ich gebe dir Ideologie. Du bist mein Instrument. Du befreist alle Dinge von den schändlichen Wurzeln der Wörter, damit sie für mich urbar werden. Du dekonstruierst und ich konstruiere. Löse sie alle, ebne sie alle ein, dezentriere sie alle, befreie sie alle!
    Es braucht nicht weiter zu wundern, wenn es heute einen derart mächtigen Diskurs gibt: er wurde polyviatisch herausgearbeitet und aufgestellt, sodaß er wie eine Hydra über unsere Gegenwart waltet . Es ist eine sonderbare historische Konfiguration. Dieser neoliberale Diskurs ist so ubiquitär, dass er einen Block freier Pluralität in sich dulden kann, wohl wissend, dass dieser ihm nie an die Grundpfeiler seiner Wirksamkeit herankommen wird. Die meiste Kritik ist voll gespickt mit neoliberalen Sinnsequenzen und reproduziert daher mehr als sie kritisiert. Eine Bruchstelle dieser Anschaung ist im Grunde noch nicht gefunden. Darüber braucht man sich keine Illusionen zu machen.

  18. @epikur
    Das sehe ich leider auch so, man ist weit davon entfernt, gehört zu werden, weiter, als jemals zuvor.

    Und ich gewinne ebenso den Eindruck, es läge daran, dass die bestehenden Räume als freie knapper werden; sie sich stetig weiter freiwillig der Angleichung im Denken unterwerfen. Scheinbar geht man davon aus, es tatsächlich gleich machen zu müssen, um von der sog. »Gegenseite« ernst genommen zu werden (möglicherweise – das gebe ich zu bedenken – ist es auch nur eine Ausrede?). Dass man sich dabei völlig angleicht und wie eine solche Angleichung, die man für eine temporäre Rolle hält (etwas, was man nachher wie einen Mantel abwerfen könnte), zurück wirkt, wird offensichtlich nicht berücksichtigt.

    Erschreckender Weise gar, ohne, dass sie es wirklich zu bemerken scheinen. Sie sind tatsächlich überzeugt, es »anders«, es »besser« zu machen, auf jeden Fall jedoch »richtiger«. Was für eine Illusion ...

    Letztlich sehe ich es in etwa wie @Infoliner. Es macht keinen Sinn seine Zeit in abgeschlossenen Raumeinheiten zu verschwenden, in denen man weder gesehen, noch gehört werden will, geschweige denn Gesagtes überdacht oder auch nur in Erwägung gezogen würde. Im schlimmsten Falle (temporär, solange es Spaß macht und sich als überlegener Sieger per Gruppe fühlt) einer destruktiven Rotte zum Fraß vorgeworfen wird, die im Nachhinein aufgrund der Ereignisse ihr Zusammgehörigkeitsgefühl bestätigt sieht und sich gegenseitig auf die Schultern klopft. Jene denken längst, wie es doch nur der »Feind« es können kann.

    Dass der Kreis generell immer kleiner wird, scheint kaum jemand zu bemerken, dass die vielen verschiedenen Stimmen immer leiser (anstatt durch Quantität und Qualität lauter) werden und sich auf dem Rückzug befinden, ebenso. Man ist selbst so laut in diesen Räumen, die Glaswände verstärken den Schall, dass die Stille glatt untergeht.

    Diese Räume haben mitnichten offene Türen, auch wenn sie offen aussehen, weil sie wie aus Glas gebaut funktionieren. Türen lassen sich bekanntlich schließen — auch gläserne — und das tun sie, ununterbrochen. Überlege noch, für wen das eigentlich schlimmer ist. Für jene, die draußen bleiben sollen, denen man nicht zuhört, die weggedrückt werden, weil sie sich nicht innerhalb der vorgegebenen, konformen Denke agieren oder für jene, die sich damit einschließen, insbesondere in ihrem Denken, welches sich nahezu ausschließlich an die vorgegebene Raum-Gruppen-Richtung orientiert?

    Doch – von meinem subjektiven Standpunkt aus betrachtet — tendiere ich stark in der Annahme, dass es den sich selbst eingeschlossenen Inhaftierten letztlich schlimmer ergeht. Das wäre nur eine logische Konsequenz, eingesperrt sein – und sei es auch freiwillig – ist nicht wirklich des Menschen Ding. Sie mögen es unbestimmt fühlen, auch wenn sie voraussichtlich nicht mehr wissen, woran es liegen mag. Doch nach jeden Anlauf prallt man gegen eine gläserne Wand. So werden sie selbst immer stiller, kürzer die Ausführungen (und man nutzt gar vermehrt sprachliche Kürzungen … (wer glaubt, das fällt nicht zurück auf Gedachtes, befindet sich im Irrtum), denn man hat sich kaum noch etwas zu sagen! Es beschränkt sich, wie Adorno schon schilderte, auf die

    »ohnmächtigen Wiederholung von je schon Bekanntem«

    Es stehen sich gegenüber seit vor der Krise ausgelöst die ungehörten „Verschwörungstheoretiker“ und sog. „Miesmachern“ und jene, die die Krise in ihrer Gesamtheit niemals glauben wollten, bis zum heutigen Tage (denn die Krise ist längst nicht vorbei). Doch mindestens seit Schröder-Regierung haben sich die Themen nicht gewandelt, sie wiederholen sich lediglich, hier und da kommt eine Nation hinzu (das war jedoch schon vorher absehbar). Laber, laber, laber, immer dasselbe und zum Positiven verändert hat sich nichts. Eigentlich lässt man es laufen, wo es halt hin läuft, das Wasser, immer abwärts, zumindest hier auf dem Planeten.

    Ein Schreiber mit dem Nick @Kleriker schrieb beim Duderich, man solle Abstand davon nehmen,

    »WEIL SIE DICH AUFHALTEN«

    Stimmt auffallend, man verschwendet seine Zeit, beschränkt sich ebenso im Denken, verschleudert seine Ressourcen an eine Anpassung und in verbalen, völlig sinnlosen Grabenkämpfen. Nur ein Vogel fliegt doch ständig gegen die Wände, die nur aussehen, als läge dahinter die Freiheit (im Denken). Besser sei, so meine Überzeugung, sich doch lieber draußen zu begegnen, dort, wo es noch einen freien Raum gibt.

    Bei den sich selbst Eingesperrten kann nur eine einzige Erfahrung ein Umdenken auslösen – davon bin ich überzeugt – indem man sie sich selbst überlässt, was früher oder später zu einer Stille führen müsste, die man nicht mehr überhören wird können. Diese Stille würde so laut werden, dass sie Schmerzen bereitet. Solange sie jedoch noch sich selbst überzeugen können, in einem Meer von Stimmen und Ohren gehört zu werden , sich selbst zuzuhören und bergauf zu fließen, wird das nichts werden.

    Hier versucht sich Heiner Flassbeck quasi in einem Ausbruchsversuch, fast mit psychologisch-philosophischen Ansätzen. Immerhin, wenngleich er es auch nicht lange durchhält:

    http://www.wirtschaftundgesellschaft.de/?p=4831
    (Doch ausgerechnet die NDS befinden sich m.E. gerade in einer massiven Entwicklungsphase. Wohin, das maße ich mir noch nicht an zu beurteilen. Sehr widersprüchlich, so meine Empfindung, doch die Widersprüche könnten in der Tat an JB liegen … er pflegt einen Widerspruch in sich .. und doch ist er als Person nicht wirklich wichtig, jetzt rein auf das m.E. gute Projekt NDS bezogen. Auch solche Einflüsse könnten konstruktive Wirkung entfalten, denn sie zeigen auf jeden Fall etwas auf.)

    Gruß
    Rosi

  19. @Art Vanderley
    »Ich wäre aber vorsichtig , jeden Versuch zu verurteilen , der Verbesserungen innerhalb des Systems anstrebt.«

    Darum geht es gar nicht, um eine Verurteilung von Versuchen, die Verbesserungen anstreben, mitnichten. Es fällt und steht mir der Frage, handelt es sich um Verbesserungen oder wechselt es zum reinen Austausch von agierenden Köpfen, die sich angleichen? (Ähnlich, wie man das zurecht der Wandlung der Partei Die Grünen nachsagt). Es kann nicht angehen, dass man sich immer für das sog. „geringere Übel“ zu entscheiden hat, von dem man – von der Regel abgeleitet – nachher feststellt, dass es — rückwirkend betrachtet — gar nicht das geringer Übel gewesen sein mag. Wäre es nicht fein, wir könnten das diesmal zumindest in Ansätzen verhindern oder doch nur zu Bedenken geben?

    Alle Systeme des Menschen funktionieren auf der Basis eines Menschen, den es so gar nicht gibt. Man arbeitet quasi mit Wunschmenschen/Illusionsmenschen/Phantasiemenschen oder man reduziert ihn (wandelt ihn resp. in Objekte) um die Prozesse zu vereinfachen, zu konsolidieren, in Formeln zu pressen. Dann hat man die Schritte der Anpassung zu denen, gegen die man sich aufzulehnen gedenkt, längst vollzogen. Platt ausgedrückt: „Das ist scheixxe“. Besser wäre, man würde es zumindest bemerken. Nur wenn man es zur Kenntnis zu nehmen bereits ist, kann man andere Wege gehen. Sonst enden (und so endeten doch alle Wege historisch gesehen) wir stets am Anfang.

    »Das geniale und endgültige System haben wir nicht , wir hatten es nie , wir haben nur ein Jahrhundert daran geglaubt , was bekanntlich zu schrecklichen Katastrophen geführt hat, auch von links.«

    Ja ebendrum, das ist doch das Problem! Und es überdauerte in Deutschland doch gar kein ganzes Jahrhundert (bei anderen Nationen kann ich das nicht wirklich beurteilen, doch ich vermute Ähnliches). Das System bröselte schon beim Startgedanken (das spiegelt sich im Vergleich der ersten Entwürfen mit den späteren, tatsächlichen Umsetzungen) und konnte seine Illusion nur bis Ende 80er/Anfang 90er aufrecht erhalten. Das erreicht doch nicht einmal die durchschnittliche Lebensspanne einer einzigen Generation!

    Mit derselben Denkrichtung kommt man niemals da heraus (davon gehe ich aus, die Historie gibt mir Recht … die Philosophie, die Psychologie, die Hirnforschung und die Gegenwart ebenso), Menschheit würde auf dieser Kreisbahn, die sie für eine Gerade hält, einfach weiter rotieren. Vorne sieht sie nichts, blickt ins Ungewisse und kommt sie sich wieder näher, so sieht sie nur ihre Rückseite. Doch niemals sieht sie sich ganz.

    Gruss
    Rosi

  20. @flavo

    Wow, darüber muss ich jetzt länger nachdenken ... Möglich, ich nerve später mit Fragen.

    Gruss
    Rosi

  21. @flavo

    Hat sich erledigt, doch keine Fragen ;), sondern meine Zustimmung. Äh, eigentlich sind wir uns einig, nur mit völlig anderen Worten. Abba da darf man schomma stutzen *grins*.

    Gruss
    Rosi

  22. @ epikur

    « Im Moment sind wir jedoch soweit, dass jeder noch so zarte Formulierungsversuch von Alternativen oder gar einer Utopie, medial und sozial gnadenlos abgestraft werden. Der öffentliche Raum ist, wie Habermas anmerkte, zunehmend vermachtet worden. «

    Völlig richtig , das »auf Sicht fahren« soll nicht heißen , sich quasi »in Sichtweite« neoliberaler Vorstellungen zu bewegen.
    Konsequente Umsteuerung ist unumgänglich , das »wohin« ist aber nicht mehr auf die andere Ideologie , wie von Rosi geschrieben ‚fixiert , auf Sicht fahren bedeutet nicht , daß es keine deutlichen Veränderungen geben kann.
    Wobei man diskutieren kann , ob nicht schon die Abkehr von der Austeritätspolitik einen Systemwechsel darstellen würde , aus neoliberaler Sicht ist das ganz sicher so.

    @ Rosi

    Wechsel muß auch ein solcher sein , ich stimme zu , das Herumdoktern an Symptomen wird nicht weiter führen, mit den immer noch vorherrschenden Personen schon mal gleich gar nicht.

  23. Nun, — ich wüsste eine Alternative. Es wird von Habermas gesprochen. Man beschäftige sich mit dem Habermas-Luhmann-Streit, — und löse sich von Fixierung aufs Systemdenken. Man vergleiche Luhmanns Systemtheorie mit allem, was die letzten 15 Jahre passiert ist. Man untersuche das Denken innerhalb von Systemtheorien. Und was Habermas, dunnemals mit seinen Lebenswelten dagegen gehalten hat. Manches, — kann ganz furchtbar einfach sein, wenn man erst mal die Fixierung auf die eigene zeitgemäße Nomenklatur und Konditionierung überwunden hat. Dann kommt man auch den Symptomen näher. Eine Frage, des Ausmerzens, von lieb gewonnenen Gewohnheiten. Gerade, — im Bezug auf Diskurshoheit. (Die ist übrigens nichts anderes, als eine Modeerscheinung) Das, — was wir heute als Neoliberalismus bezeichnen, hätte in einer Lebenswelt, — niemals Fuß fassen können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.