Neusprech: Weltverbesserer

»Linke Weltverbesserer aller Schattierungen vereint das Lebensgefühl, zum Kreis der besseren Menschen zu gehören. Viele von ihnen haben dazu jede Berechtigung. Die Linke aber ist aus der SED hervorgegangen«

- Tissy Bruns, zeit.de

Eine oft abwertende Bezeichnung für alternative oder linksorientierte Menschen, die nicht am Status Quo festhalten wollen, sondern eine Veränderung, im Sinne einer vermeintlichen Verbesserung von Mensch und Gesellschaft, anstreben.

Der Begriff bringt die »Welt« und das Individuum als vermeintlicher »Verbesserer« in einem Wort zusammen. Damit können Assoziationen geweckt werden, die da z.B. lauten könnte, dass die Dimension »Welt« für jedes Individuum viel zu groß und es damit unmöglich sei, überhaupt irgendetwas zu verändern. Wer es sich nun dennoch anmaße, als Einzelner die Welt verändern zu wollen, der verdiene nun eine ironisch herablassende Bezeichnung: »Du Weltverbesserer!«.

Wer gegen Ungerechtigkeit ankämpft, weltweite Armut, Hunger und Elend vermindern möchte oder sich Gedanken über Frieden, Recht, Gerechtigkeit und Freiheit macht, wird verächtlich als »Gutmensch« oder »Weltverbesserer« bezeichnet. In dem fatalistischen Glauben, dass man »ja eh nichts ändern könne«, werden alle, die noch Träume, Prinzipien, Ideen oder eine Vorstellung von einer besseren Welt haben, als Spinner, Träumer, Ewiggestrige und Idealisten diffamiert.

Gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Verhältnisse und Strukturen werden meist als ein gottgegebener Naturzustand begriffen, gegen den man nichts ausrichten könne. Man habe sich der Realpolitik zu bedienen, pragmatisch-sachlich zu sein, statt abstrusen Ideen hinterherzulaufen, so das gängige Credo. Themen wie weltweite Gerechtigkeit und die Frage nach einem besseren menschlichen Miteinander werden als moralisierend, unsachlich und träumerisch diffamiert. Fatalismus, Resignation, Linken-Bashing und/oder Bequemlichkeit ist eine häufige Mentalität derjeniger, die von »Weltverbesseren« sprechen, um nachdenkliche Menschen abzuwerten.

»Weltverbesserer sind mir lieber, von den Weltverschlechteren gibt es eh viel zu viele«

-Peter Zudeick (Radiojournalist), in seiner Laudatio auf Noam Chomsky, anlässlich der Verleihung des Erich-Fromm-Preises im Jahr 2010

10 Gedanken zu “Neusprech: Weltverbesserer

  1. Pingback: ZG Blog: Weltverbesserer « Notizen aus der Unterwelt

  2. Tja, da denke ich an Hitlerblog bei der »Taz« von Daniel Erk, und dessen Buch »So viel Hitler war selten« — Man sollte wohl ein ähnliches Werk veröffentlichen mit dem Titel »So viel Honecker war selten«. Deutschland — alias Bananenrepublik — lebt von seinen Untoten, insbesondere wenn die aus der SED oder der NSDAP stammen, und lenkt dabei ab, dass wir — ganz ohne Hitler oder Honecker — immer mehr in Richtung, diesmal »marktkonforme« Diktatur (sorry, Merkel nennt es ja »Demokratie«) abdriften — Roberto J. de Lapuente weist heute ja darauf hin, in seinem Blog Ad Sinistram.
    Gruß
    Bernie

    PS: Ich bin zwar kein Christ, aber in punkto »Weltverbesserer« und »Gutmenschen« schimpfen dann Menschen wie oben erwähnt über einen gewissen »Jesus Christus«; »Buddha« oder sonstigen »weltverbessernden« Propheten? Sind Neoliberale also »Weltverschlechterer«; »Schlechtmenschen«? Gute Frage, oder? Wie heißen deren Propheten der Unmenschlichkeit? Gibt es gar gute Kapitalisten, die auch Humanisten waren? Irgendwie hab ich da meine Zweifel ;-)

  3. Jede Idee dieser Weltverbesserer ist gefährlich. Sie könnte potentiell dazu führen das Menschen erkennen, dass unser aktuelles Werte- und Machtsystem menschgemacht und somit änderbar ist.

  4. Was soll man dazu noch sagen (ohne Namenswitze über die diese brunsdämliche Tusse zu machen)???

    »Es ist geeil ein Arschloch zu sein! So geil! So richtig dreckig und gemein! Wenn du ein Schwein bist, dann gehört dir alles! Es ist geil, ein Arschloch zu sein«

    Wir sind also endgültig in der Idiokratie angekommen in der die MORONS irgendwelche echte oder eingebildete Liberale (=Kommunist und Muselfreund und Terrorist und Anarchist und Stalinist und Satanist und und und...) als faggots bezeichnen dürfen (gesprochen wie FÄÄHGÄDTTTZßß!)

    Das ist die momentane auf- und abgeklärte Diskussionskultur im Abendland A.D. 2012.
    Gell, dann lieber Krieg und noch mehr Scheingeld für die »Elite«? Fein...

    Wir werden eines Tages uns nach Alexander Dobrindt zurücksehnen -,-

    Und noch etwas zu den LIBERTÄREN und RECHTS»liberalen«:
    Wie kommt ihr eigentlich auf die abwegige Idee wie stünden oder gesäßen oder lügen im Socialismus???
    Soweit ich mich erinnere (nicht an die Schulzeit, denn da lernt man so unwichtige Fragen nicht, auch das Wesen des Zinses oder... ich schweife ab!) bedeutet Sozialismus die Vergesellschaft des Vermögens.
    Ist mit der Gesellschaft die Deutschland AG gemeint?

    Ist mit Deutschland AG die »Elite« gemeint?

    lupenreiner Bolschewismus dann, klar.

  5. @Der Typ mit dem man eigentlich ganz gut auskommen kann (=Arschloch)

    »[...]Wie kommt ihr eigentlich auf die abwegige Idee wie stünden oder gesäßen oder lügen im Socialismus???[...]«

    Die US-Occupy-Bewegung, genauer der Philosoph Slavoj Zizek bringt es mit diesem Satz in einer Rede auf den Punkt, im österreichischen »Standard« nachgedruckt:

    »[...]Sie nennen Euch Sozialisten — aber in den USA gibt es bereits einen Sozialismus der Reichen
    [...]«

    Quelle hier:

    http://derstandard.at/1318461358211/Occupy-Wall-Street-Die-Wall-Street-und-die-Sache-mit-der-roten-Tinte

    ....jetzt alles g’schätzt, wie ma‹ bei mir im Ländle sagt?....

    Gruß
    Bernie

  6. Mein Lieblingsvorwurf: Weltverbesserer und Gutmenschen sind im Prinzip die schlimmsten Egoisten, weil die das ja nur machen, um sich selbst besser zu fühlen. Merke: Wer Menschen erniedrigt, diskriminiert, ausbeutet, krank macht etc. ist kein Egoist — Orwellsche Umkehrung at it’s best. Man kann zuweilen nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte (Liebermannsches Theorem)...

  7. @Bernie 11.01.12
    Ab einer gewissen Demagogie, finde ich es schon legitim Polaritäten zu betreiben. Wenn die Geigen sonst nicht die Klappe der Dummheit halten können, kann man ruhig mal das Blatt umdrehen und vom Bösemenschen und Weltverschlechterer reden. Ist auf keinen Fall besser, aber mitunter ein gesunder Spiegel, der die Rhetorik vielleicht wieder auf Verhältnismäßigkeiten trimmen könnte.

  8. @eb

    Eben ;-)

    @all

    Bei »marktkonforme Demokratie« war ich mal versucht den Satz komplett ins Deutsche zu übersetzen — Demokratie kommt doch von »demos«? Lt. Duden »Demokratie« = Volksherrschaft?

    Ergo heißt der Satz komplett — lt. Duden — ins Deutsche übersetzt:

    »Mit den Gesetzen des Marktes übereinstimmende Volksherrschaft«.

    Klingt doch abartig? Oder?

    Übrigens, in Merkel-Deutschland müßte es wohl eher »marktkonforme Demokratur« heißen, d.h. »mit den Gesetzen des Marktes übereinstimmendes totalitäres System« (=auch Neoliberalismus genannt).

    Gruß
    Bernie

    PS: Die Dudenbegriffsbestimmungen habe ich von hier: http://www.duden.de — Einfach »marktkonform« und »Demokratie« in die Suchfunktion eingeben, und voila....ihr habt es ;-)

  9. Pingback: zitat der woche #2 « NoAverageRobot

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