Moderne Romantik

Die Hollywoodschinken »Twilight«, »Titanic«, »Dirty Dancing«, »Pretty Woman« und so weiter, vermitteln den Menschen (vor allem jungen Frauen) ein Idealbild von einer romantischen Liebe. Sie müsse selbstlos, rein von Emotionen geleitet und unverfälscht sein. Oft genug ist sie aber eher berechnend. Die Romantikmaske ist häufig nur ein Deckmantel, für eine eigennützige Denkweise:

Er: Boah, hat die aber geile Titten!
Sie: Ist er größer und älter als ich?
Er: Ihr Arsch ist aber auch nicht schlecht!
Sie: Der sieht aber süß aus!
Er: Wie die wohl im Bett ist?
Sie: Es wäre geil, wenn er ein Auto hat. Dann muss ich nicht mehr so oft mit Bus und Bahn fahren.
Er: Na hoffentlich labert die nicht so viel.
Sie: Ich hoffe, er hat eine schöne Wohnung.
Er: Schlank sollte sie schon sein!
Sie: Ob er auch viel verdient?

4 Gedanken zu “Moderne Romantik

  1. Treffer, denn anders schätze ich die heutige Realität der « Liebe« auch nicht ein!

    Vorher körpereigene Chemie: :euphorie:

    Später bereuend aufgewacht: :sick:

  2. Liebe? Meine Güte. Irgendjemand kalkuliert immer.

    Liebst du mich nicht,
    — fehlt dir Geduld.
    Lieb ich dich nicht,
    — trägst du die Schuld.

    Bist du nicht schön genug,
    — passt du nicht in den Plan.
    Bin ich nicht attraktiv genug,
    — hast du einen Schönheitswahn.

    Bringst du mir keinen Wert,
    — sinkt heftig deine Brauchbarkeit.
    Ist mein Nutzen dir nichts wert,
    — fehlt’s dir an Bescheidenheit.

    Bist du nicht fair zu mir,
    — dann ist das ziemlich schlimm.
    Ich bin nicht fair zu dir,
    — sagt lediglich dein Grimm.

    Die Menschen sind gar ungerecht,
    — egoman und schrecklich wichtig.
    Glücklich, — wer nicht ganz so schlecht,
    — und weiß, was für den anderen richtig.

    Und zum Schluss, erzählen alle was von Authentizität.
    Was für eine Schei....

    Sorry Epikur, war auf gar keinen Fall gegen dich gemünzt. Du hast einfach nur voll in die Mitte getroffen.

  3. Man kann ja mittlerweile nicht mehr länger als dreißig Minuten einen nicht-öffentlich-rechtlichen Sender schauen, ohne mindestens fünf mal von einem dieser Online-Kuppler beigebracht zu bekommen, dass Liebe nur eine Frage der richtigen Algorithmen ist. Wenn man sich dann noch anschaut, was die für eine Mitgliedschaft — offenbar erfolgreich — an Kohle einsacken, dann bleibt wohl nur die resignierte Erkenntnis, dass kapitalistische Verwertungslogik inzwischen in die letzten Winkel des Lebens vorgedrungen ist. Sad but true.

  4. Passt auch hervorragend zum Thema:

    »Das Ziel sozialen Austauschs besteht darin, emotinale Energien zu maximieren. Die Akkumulation erfolgreicher Interaktionsrituale verschafft emotionale Energien, die sich gewissermaßen in eine Ressource verwandeln, aus der wir Nutzen ziehen...«

    - Ev Illouz. Die existenzielle Bedeutung der Liebe in der Moderne. »Blätter«. Ausgabe Dezember 2012. S. 103

    Das schreibt eine Professorin für Soziologie in einer linkspolitischen Fachpublikation. Das kapitalistische Verwertungs- und Kosten-Nutzen-Prinzip wurde derart verinnerlicht, dass selbst Analysen über die »Liebe« so betrachtet werden.

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