Tauschbares Fleisch

Der eigene Marktwert auf dem zwischenmenschlichen Persönlichkeitsmarkt in Deutschland, errechnet sich durch folgende Faktoren:

- äußerliche Attraktivität (Aussehen, Kleidung, Alter, Figur usw.)

- soziale Attraktivität (Humor, Intelligenz, Charme, Schlagfertigkeit usw.)

- materielle Attraktivität (Geld, Macht, Einfluss, Vermögen, Besitz usw.)

Die große bestimmende Variable hierbei ist die Fähigkeit sich »gut zu verkaufen«. Wer dies überdurchschnittlich beherrscht, ist auch in der Lage nicht vorhandene Attraktivitäten zu verschleiern. Fromm würde uns heute sagen, dass die romantische Liebe eine Verklärung und Verschleierung genau dieser drei Attraktivitäten ist, die genauestens »gemessen« werden können. Der Mensch als meßbare Wareneinheit und Tauschobjekt.

4 Gedanken zu “Tauschbares Fleisch

  1. Erich Fromm und »Die Kunst des Liebens« hat mein Leben verändert. Niemand hat die Widersprüche in unserer kapitalistischen Gesellschaft besser auf den Punkt gebracht. Seine Werke waren echte Augenöffner für mich.

    Ich gebe dir vollkommen recht mit deinen Beobachtungen. Ich bin oft geschockt, wie widerlich die meisten Menschen miteinander umgehen, ohne es zu merken. Die meisten Leute haben die Perversitäten unserer Gesellschaft unterbewusst übernommen und übertragen diese auf ihrer Beziehungen.

    Daher glaube ich auch, dass das Geschäftsmodell von Elitepartner.de all das verkörpert was falsch läuft in unserem System. Fromm würde sich im Grabe umdrehen.
    http://www.elitepartner.de/.

    Gruß!

  2. »übertragen diese auf ihrer Beziehungen«

    Vor allem die Suche nach etwas besseren. Es ist schon komisch, dass bei all den Möglichkeiten die Singledichte doch relativ hoch ist. In meinen Augen haben wir einfach verlernt, zufrieden zu sein. Der Versuch sich immer weiter zu verbessern anstatt die Fehler des anderen zu tolerieren und lieben zu lernen, steht leider häufig im Fordergrund.

  3. Ich stimme gerne zu, ganz besonders was die Marktspezifikationen betrifft. Bin ich jetzt all zu persönlich wenn ich zugebe, das es mich interessieren würde, was denn so der durchschnittliche Käufer sich aus den spezifizierten Angeboten raus picken würde?
    Also nur als Beispiel; Mich z.B. würden aus dem ersten Satz nur zwei, und aus dem zweiten lediglich ein Faktor, und aus dem dritten gar kein Faktor interessieren.
    (Weiter geh ich nicht ins Detail, — da bin ich jetzt mal feige ;-)
    Ist aber eine sehr interessante Aufstellung, wo jeder mal für sich entscheiden kann wie weit er/sie eigentlich selber beeinflusst ist, wobei ich natürlich auf keinen Fall behaupten möchte das ich das nicht bin.
    Übrigens, — auch wenn das jetzt wahrscheinlich ein Fettnapf ist, (Riesenentschuldigung), aber die Trennung zwischen »Aussehen«, und »Figur« habe ich immer als sehr bewusstes Produkt des Schönheitsmarktes empfunden. Rein logisch, und auch emotional ist das schwierig, den Kopf vom Rest zu trennen.

  4. Arno Gruen »Der Verrat am Selbst — Die Angst vor Autonomie bei Mann und Frau«

    Dieses Buch führt den Konflikt noch tiefer, als Fromm es getan hat. Er geht auf die Ursachen für diese Unterscheidung bei den Menschen ein, die fatal daran erinnert, das viele Menschen lieblos großgezogen werden und insbesondere dann nicht mehr zur Liebe fähig sind, sondern zu den Ersatzwerten greifen, wie äußere Schönheit, Statussymbole und Verhaltenskodexen folgen. Letzteres aber im Sinne des Schauspiels gefragter Eigenschaften auf dem Kontakt»markt«.

    Das der authentiche echte Mensch jedoch viel umfassender bereichern kann, als es dem seelisch beschnittenen jemals möglich sein wird, kann der verarmte nicht nur nicht sehen, sondern er kann es nicht akzeptieren, weil es ihn an seinen eigenen Verlust erinnert. Hier trifft dann das Zitat eines anderen Psychologen zu: Wer nicht leiden will, muss hassen. Was uns den tiefen Riss zwischen den Schauspielenden und nur vermeintlich normalen und jenen durch Liebeserfahrung freieren Seelen deutlich macht.

    MFG

    Heinzi

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