Gepflegte Dauerpropaganda

Seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, werden uns bestimmte Lügenmärchen und Mythen immer und immer wieder erzählt. Die herrschende Kaste will damit vor allem den Status Quo der Profitsicherung und den gesellschaftlichen Frieden aufrecht erhalten. Drei besonders penetrante Lügenmärchen, die uns durch jeglichen Kommunikationskanal fast täglich erreichen sind:

  1. Arbeitslose sind selbst schuld an ihrer Situation.
  2. Leistung lohnt sich.
  3. Wir werden immer älter und Deutschland stirbt aus.

Die Lüge über die Arbeitslosenzahlen hat mittlerweile auch den letzten BILD-Leser erreicht. Trotzdem geben die bürgerlichen Medien immer noch die offizielle Arbeitslosenstatistik in ihrer Berichterstattung an. Die geht von ca. 3 Millionen Arbeitslosen aus. In Wahrheit haben wir ‑ohne Schönfärberei der Statistik- ca. 6,5 Millionen Arbeitslose, wie Feynsinn errechnet hat. Minijobber und andere prekär Beschäftigte nicht eingerechnet. Theonussbaum hat eine gute Übersicht der wirklichen Zahlen. Offiziell treffen diese Millionen Jobsuchenden auf ca. 500.000−1 Million offene Stellen (je nachdem welcher Statistik man glauben mag). Selbst bei 1 Million offener Stellen würden 5,5 Millionen Menschen leer ausgehen und de faktisch erwerbslos oder vom Amt abhängig bleiben. Nun zu behaupten, Arbeitslose seien selbst schuld an ihrer Situation ist zynisch und realitätsfremd. Massenarbeitslosigkeit ist gewollt, um einen ständigen Druck auf die Beschäftigten ausüben zu können und um eine riesige Reservearmee aufrecht zu erhalten.

Die zweite Dauerlüge, dass Leistung sich lohnen würde, wenn man nur anständig schuftet, wird, seit es Parteien, Unternehmer und Medien gibt verbreitet. Vom Tellerwäscher zum Millionär und wer hart und viel arbeitet, wird reich, so wird häufig gesagt. Dieser Gesellschaftsmythos ist gerade in Deutschland schon durch etliche Untersuchungen und Studien widerlegt worden. Wer reich werden will, muss nicht fleißig sein, sondern skrupellos, egoistisch, korrupt und asozial. Wer reich werden will, lässt andere für sich arbeiten und leistet dabei vermeintlich wenig (Aktionäre, Spekulanten usw.).Wer reich werden will in Deutschland, muss die richtigen Leute kennen. Denn Reichtum ist keine Frage der Leistung, sondern der Beziehungen.

In Deutschland hängt der eigene Bildungsgrad und die Höhe des eigenen Vermögens vom Stand der Eltern ab.  Minijobber, Frisöre, Putzfrauen und viele andere »leisten« ihr Leben lang harte Arbeit. Finanziell gelohnt hat es sich für sie nicht. Promis, die für eine 30 Sekunden Werbung im Fernsehen mehrere Millionen Euro bekommen, haben wenig geleistet. Gelohnt hat es sich für sie aber richtig. Dieser Mythos soll die arbeitende Bevölkerung zum schuften motivieren und verspricht ein besseres Leben. Ist aber eine dreiste Lüge. Denn was häufig übrig bleibt ist schuften, Mobbing, Depressionen und eine angeschlagene Gesundheit.

Die Globalisierung und der demografische Wandel sind die zwei großen Legitimationsmuster für Sozialabbau, neoliberale Politik und die Privatisierung der Lebensrisiken. Unter der Prämisse, dass wir im Jahre 2050 in Deutschland nur noch knapp 70 Millionen Einwohner und doppelt soviele Ältere wie heute haben, werden wirtschaftspolitische Maßnahmen, wie die Privatisierung der Rente, die Rente mit 67 (Rentenkürzung) und Sozialabbau gerechtfertigt. Dabei betont jede Bevölkerungsvorausberechnung, dass ein vermeintlicher Bevölkerungsrückgang in Deutschland keine Prognose, sondern eine These ist, die aufgrund von Annahmen getroffen wird. Diese können sich jederzeit ändern. Letztlich ist eine Bevölkerungsvorausberechnung eine moderne Form von Kaffeesatzleserei, denn niemand weiß was in den nächsten 50 Jahren noch alles passieren wird.

Der vermeintliche demografische Wandel in Deutschland, wird in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft instrumentalisiert, um eigene Interessen und Forderungen durchzusetzen. Immer mehr Menschen halten sich für aufgeklärt, wenn sie das Dogma des demografischen Wandels in Deutschland übernehmen. Ob Dozenten, Lehrer, Studenten oder Wissenschaftler — viele halten den demografischen Wandel für ein unabänderliches Schicksal. Ein Krieg, eine technologische Erfindung (wie vor ca. 50 Jahren die Antibabypille), eine familienpolitische oder einwanderungspolitische Weichenstellung usw. könnte die Bevölkerungsvorausberechnung schnell als  Humbug entlarven. Dennoch wird diese Lüge immer und immer wieder rezipiert.

5 Gedanken zu “Gepflegte Dauerpropaganda

  1. »Dennoch wird diese Lüge immer und immer wieder rezipiert.«
    Ich denke, dass für einige unserer Politiker und vermeintlichen Eliten diese Sprüche keine Lüge sind. Sie glauben tatsächlich daran. Das macht die ganze Sache dann auch so schwierig. Im Buch »Gestatten Elite« wurde das für mich sehr deutlich. In den Eliteuniversitäten, Eliteschulen, Elitekidnergärten unseres Landes sind die Jugendlichen jeden Tag 10–14 Stunden beschäftigt. Sie sehen die »Anderen«, welche weniger arbeiten. Nach ein paar Jahren stehen sie dann an der Spitze einer Firma und verdienen viel Geld. Ihre kausales Weltbild viel Arbeit=viel Erfolg geht absolut auf. Dabei blenden sie (bewusst oder unbewusst) den Nutzen von Beziehungen aus. Auch wird schnell vergessen, dass ihre Eltern ihnen den Eintritt in die elitäre Gesellschaft über Geld ermöglicht haben. Der Nachteil dieser Arbeitstiere ist, dass sie niemals die Zeit hatten kritisch nachzufragen. Mit Hilfe der ganze Arbeit wurden Menschen geschaffen, welche viel wissen aber selten kritisch oder frei im Geist sein können. Für sie sind die Parolen die Wahrheit. Es ist ein wenig wie bei einer Sekte.

  2. Der Kapitalismus hat sich nicht zuletzt deshalb zur ultimativen Wirtschaftsform entwickelt, weil er sich laufend neu erfindet. Unablässig werden neue Mythen und Verschleierungen ersonnen, die einzig und allein den Zweck haben, den Blick darauf zu vernebeln, dass die Besitzenden von den Besitzlosen leben. Denn Besitz macht reich ‑nicht Arbeit.
    Du hast drei Bespiele ganannt. Man könnte aktuell noch die »Globalsiierung« hinzufügen, von der so getan wird, als sei so etwas ganz Neues. Dabei ist sie nur die neueste Erzählung, die den Sinn hat, Druck von Außen aufzubauen und die Gegenwart als gefährdeten, umkämpften Status Quo darzustellen, der und zwingt, uns mächtig anzustrengen und Entbehrungen in Kauf zu nehmen ‑bis zum Endsieg, den es aber nie geben wird, denn kaum ist ein Märchen verbraucht, kommt ein neues nach.
    Die Älteren werden sich noch an die lange Ahnenreihe von Tigerstaaten erinnern, an deren rasanten Aufstieg ‑mit viel Geld geht sowas immer- wir uns alle ein Beispiel nehmen sollten.
    »Seht her«, hieß es nur immer, »nehmt euch ein Beispiel an den Japanern, den Südostasieten, den Amis, den Iren« usw. »Das ist eine dynamische Wirtschaft! Hier ist doch alles überreguliert, die Löhne zu hoch, der Kündigungsschutz zu ausgeprägt oder die Steuern zu hoch« etc.pp.
    Das tolle an diesen Mythen ist, dass sich an deren Wahrheitsgehalt viele Geister, die kritisch sind oder sich auch nur dafür halten, endlos abarbeiten können. Hat die Forschung herausgefunden, dass es statistisch gesehen so wenige Tellerwäscher zum Millionär gebracht haben, dass man diese Mär wohl als Lüge bezeichnen muss, gibt’s längst eine neue schöne Geschichte über den Kapitalismus und seine phantastichen Möglichkeitn.
    Rationalität spielt dabei keine Rolle: man höre sich nur das Geschwafel an, mit dem unsere auf Lohn- und Steuerdunping basierenden Exporterfolge verteidigt werden. Statt bei uns die Löhne zu erhöhen und mit dem Wahnsinn des Exportfetischismus aufzuhören, sollen doch die Griechen, Iren und alle anderen Länder, die wir aus dem Markt gedrängt haben, ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Die glauben allen Ernstes, dass alle sich nur so wie wir verhalten müssen und schon funktioniert das mit dem Markt und so.
    Unser gesamter wirtschftswissenschaftlicher Mainstream ist im Grunde Metaphysik. Eine Sammlung von Mythen rund um Märkte und Gleichgewichte, die aber mit der Realität nicht viel zu tun haben. Google: »dümmste Theorie allerer Zeiten«
    http://www.erlkoenig-blog.de/archives/3922
    Das Verrückte an all dem ist, dass nicht einmal der klare Augenschein eine Chance hat gegen die Deutungsmacht der herrschenden Klasse: selbst nach fast 40 Jahren Massenarbeitslosigkeit kann heute ein Minister von »Vollbeschäftigung« faseln, ohne das jemand einen Arzt ruft, weil der Minister offenbar den Verstand verloren hat.

  3. nach fast 40 Jahren Massenarbeitslosigkeit kann heute ein Minister von »Vollbeschäftigung« faseln, ohne das jemand einen Arzt ruft, weil der Minister offenbar den Verstand verloren hat.

    Trifft es auf den Punkt! :)

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