Expertengewäsch

Sie sind seit jeher die Speerspitze zur Argumentationsverstärkung: vermeintliche Politik- und Wirtschaftsexperten. Wir begegnen den Doktoren, Professoren, Hochschulabgängern, selbsternannten Sachkundigen, Wissenschaftlern oder sonstwie mit einem Titel versehenen Menschen, in jedem Medium. Ob Radio, Fernsehen, Printmedien oder Internet — sie sind überall. Die oft selbstverliebten Lackaffen fungieren häufig als erste und letzte Instanz, um bestimmte Interessen durchzusetzen. In Deutschland gibt es eine große Expertenhörigkeit und Expertengläubigkeit. Was ein Fachmann sagt und denkt, muss ja stimmen. Er oder Sie hat schließlich studiert, es gelernt, sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Oft wird vergessen, dass auch Experten Menschen und keine Halbgötter in Weiß sind. Sie haben Bedürfnisse, Interessen, Wünsche und Ängste. Und auch sie gehen aufs Klo.

Hinter einem vermeintlich objektiven Expertengewäsch steckt nur zu oft, eine Ideologie, ein Welt- und Menschenbild von der alle Gedanken getragen werden. Das Wissen von Fachidioten richtet sich, meiner Meinung nach, eben nicht nach dem NichtGott der Objektivität und der Neutralität, sondern nach Interessen und Weltbild. Oft genug reicht es,  bei Experten-Texten und Reden, das Welt- und Menschenbild sowie die Ideologie dahinter zu suchen und zu erkennen.  Denn bestimmte Weltbilder folgen immer bestimmten Argumentationsrichtlinien. Den Rest des Geschwurbels kann man sich dann gleich sparen.

5 Gedanken zu “Expertengewäsch

  1. Expertengewäsch haben wir dann, wenn die Exprten sich außerhalb ihres begrenzten Expertentums äußern. Wirkliche Experten kennen ihren Bereich sehr genau. Sie sind daher mit ihren Äußerungen in der Regel äußerst vorsichtig.
    Und dann haben wir die »Möchtegern«-Experten wie Riester, Rürupp, Sinn, Henkel etc.. Diese benutzen ihren Expertenstatus, den sie meiner Meinung nach fälschlicherweise erworben haben, dazu, sich außerhalb ihres Fachbereiches zu äußern. Das ist genau so, als würde sich Michael Schumacher über Quantenphysik äußern. Unsere Medien hinterfragen diese »Pseudoexperten« einfach nicht.

  2. Hihi. Stimme @gerhardq voll zu.
    Matthias Horx versucht auch der Welt die Quantenphysik zu erklären. Dabei bezieht er sein Wissen hauptsächlich aus Science-Fiction. Das er Dan Simmons mag, versteh ich ja, — aber als Experte für Zukunftsforschung dann gleich die Quantenreligion auszurufen, — finde ich zwar zeitgemäß, ....... aber wie @gerhardq schreibt. Es gibt echte, und unechte Experten. Und die ersten bestimmen das Feld. (Die Menschen lieben Esoterik, — siehe selbstheilende Märkte ;-)

  3. Experte ist auch ein Machtfaktor, ein (Gut)-Haben im Kampf um Anteile in dieser Gesellschaft. Das gerade diese Experten aus der Oberschicht berufen werden und dort heraus häufig im Ellbogeneinsatz besonders windig geschult sind, besonders von Wertbegriffen abgewendet sind, nicht nur aus erzieherischen Gründen, sondern insbesondere auch durch ihre Ausbildung an sich, die häufig geradezu darauf abzielt, die Fähigkeit zur subjektiven Sichtweise und Bewertung von Inhalten und Vorgängen zu ersticken. Die von einer völligen Entfremdung des Wertebezuges ausgeht, weil der Glaube an technischen Fortschritt oder auch nur das Gehalt oder die Möglichkeit seine Forschung auszuüben gleich einem Bomberpiloten der als Totbringer tausende Menschen zu morden in kauf nimmt, weil er den Traum vom Fliegen träumt und sich irgendwie möglich erfüllen will. So träumt der Forscher auch von Luxusmöglichkeiten der Forschung, übersieht aber allzu oft seine menschlichen Pflichten und überläßt den Mächtigen nicht selten neue Technik zur Ausbeutung. Genauso wie es die sogenannten Experten z.B. der INSM sind, die besonders erfolgreich eine PR betreiben, die sich der Expertenhörigkeit bedient.

    In vielen Momenten traf ich auf Menschen, die sich geradezu echauffierten wenn man als »normaler« Mensch selbst zu denken wünscht. Die sagen dann immer wieder: Hast du das studiert? Nein? Dann hast du ja auch keine Ahnung!
    Genauso ist die Berufung auf geschichtsträchtige Persönlichkeiten sehr beliebt. Wenn DER es sagte glaubte meinte, dann wird es schon stimmen. Und wehe man stellt Größen wie Experten oder besondere Persönlichkeiten in Frage, dann dampft es im Kessel der Autoritätshörigen.

    Genau letzteres scheint mir die Ursache für dieses Phänomen. Die meisten Menschen werden letzten Endes für ein Leben in den sozialen Strukturen erzogen und übernehmen das, was sie lernen ohne selbst je in die Lage versetzt zu werden in Frage zu stellen, wenn etwas als kollektives Wissen durch Autorität befohlen wird.
    Das kann man in allen möglichen sozialen Gruppen beobachten, sogar in völlig gegensätzlichen. Z.B. bei religiösen Gruppen haben einige religiöse Führer meistens das Sagen und denen wird gebannt gelauscht und deren Wort ist Gesetz.
    Bei Atheisten ist das Wort der Weißkittel Gesetz und beim hörigen Bürger ist es die Aussage des Polizeibeamten oder Staatsbediensteten.
    Ähnlich zuckt der Otto Normalbürger vor Begriffen wie Anwalt, Inkasso, Anzeige, Klage zurück.

    So läßt sich meines erachtens Licht in dieses Phänomen bringen.

    ___

    Der Artikel zeigt auf, was mich selbst immer wieder sehr stört. Das nämlich etwas das auch schon Fromm belegt hat, stets in Vergessenheit gerät. Der Mensch hätte ein Lebensmotiv, eine Götze, eine geheime innere Religion oder wenn man so will eine Lebenshaltung, der er alles andere unterwirft. So kann man hier nämlich erkennen, das das was so mancher Experte weiß, nicht wichtig ist, sondern es ihm um die Macht seiner Person geht und die Durchsetzung seiner Interessen, oder es geht ihm um die Entlohnung durch dritte, an die er sich als »Mietmaul« verkauft hat.
    So unterwirft sich jeder Mensch einem Ding, einer Sache, einem Gedanken, einem Ziel, einem Motiv, dem er sein Handeln hintenan stellt, unterordnet.

    Es geht eben vielen nicht um Erkenntnissgewinne sondern um andere Ziele. Experten, Profos oder Doktores hin oder her.

  4. Die Frage lautet doch ganz einfach:
    »Denken Sie selbst oder lassen Sie denken?«

    Ich bemühe mich, selbst zu denken, versuche auch das Alltägliche zu hinterfragen. Oft gelingt es mir nicht, denn es ist äußerst bequem, »denken zu lassen«. Selbst denken ist schwere Arbeit und kann auch mal länger dauern. Aber es ist meiner Ansicht nach sehr lohnend. Dazu benötigt man kein Universitätsstudium, das ist oft eher hinderlich, sondern im Grunde nur seinen gesunden Menschenverstand und ein gesundes Maß an Mißtrauen.

    Ich weiß noch, wie mich eine Ärztin anfauchte, als ich ihrer Diagnose meiner Person nicht zustimmen wollte. Da wurde nicht etwa argumentiert, nein, mir wurde eine Art »Querulantentum« vorgeworfen — ich wäre überhaupt nicht einsichtig. Wenn ich ihrer Therapie gefolgt wäre, würde heute wahrscheinlich schon unter der Erde liegen. Ich habe dann lieber den Arzt gewechselt. Außerdem habe ich mich intensiv informiert, im Zeitalter des Internets ist das kein Problem mehr. Aus diesen Informationen habe ich mir meine Therapie zusammengestellt = selbst denken.

  5. Ein »Experte« der »Deutschen Bank« fordert schnellstmöglich eine Mehrwertsteuererhöung. Vor gut einer Woche wäre diese Meldung bestimmt ganz gut angekommen.

    Zitat »Handelsblatt« vom 21.12.2010

    Deutsche Bank kauft sich frei

    Die Deutsche Bank muss in den USA über eine halbe Milliarde zahlen. Darauf einigte sich die Bank mit der US-Bundesstaatsanwaltschaft sowie mit den Finanzbehörden. Die hatten wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung ermittelt. Nun wird der Fall abgeschlossen. Damit kann die Deutsche Bank einen Schlussstrich unter die jahrelange Auseinandersetzung ziehen.

    Zitat Ende
    (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/einigung-im-us-steuerstreit-deutsche-bank-kauft-sich-frei;2717478)

    Zitat »Die Ärtzte«

    Immer mitten in die Fresse rein.

    Zitat Ende

    MFG

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