Demobericht: Wir zahlen nicht für eure Krise

Während meine geschätzten Kollegen Antiferengi und die Geheimrätin über die Großdemonstration am 12. Juni 2010  in Stuttgart berichteten, will ich euch heute meine persönlichen Eindrücke über die Demo in Berlin, mit knappen 20.000 Teilnehmern, schildern.
Am 12. Juni 2010 um 12:00 Uhr, traf sich ein breites Bündnis vor dem roten Rathaus. Attac, Linkspartei, Solid, verschiedene sozialistische und kommunistische Sektierer, Antikapitalisten und einige vom sog. »schwarzen Block« sind aufmarschiert. Im großen und ganzen verlief die Demonstration friedlich, am Rande gab es aber kleinere Scharmützel.

Die Leute hatten die Nase gestrichen voll.  Spekulanten, Konzerne und Banken haben die Wirtschaftskrise verursacht. 500 Milliarden wurde ihnen von der Bundesregierung, mit der Begründung sie seien »systemrelevant«, geschenkt. Dieses Geld fehlt der Regierung und anstatt sie es sich von denen holen, die für die Krise verantwortlich sind,  treten sie Arbeitslose, Rentner und Familien. Die aufgestaute Wut der Menschen, über diese schamlose Ungerechtigkeit war deutlich zu spüren.

Die Polizei hatte auf der Demo massiv provoziert. Bei einer Szene war ich nur knappe 10 Meter entfernt und sah, wie eine Polizei-Truppe auf einmal eine Frau gewaltsam zu Boden drückte. Ich konnte nicht erkennen, was diese  Frau schlimmes getan haben sollte? Gleichzeitig war die Polizei ständig mit einem riesigen Aufgebot am Rande der Demo gewesen — lange bevor es den Feuerwerkskörper-Zwischenfall gab. Außerdem gab es viele Polizeikräfte mit Kampfhunden, die sich nur einige Meter neben dem Protestzug positioniert hatten. Vermutlich wollte die Polizei, wieder einmal, ihren Einsatz rechtfertigen und die radikaleren Demonstranten mit dieser Aktion provozieren, was auch gelungen ist. In der Tagesschau vom 12. Juni war indes von zwei »schwer verletzten« und fünfzehn leicht verletzten Polizisten die Rede, die angeblich von einer Splitterbombe getroffen wurden. Ich habe zwar mitbekommen, wie es laut geknallt hatte, es hörte sich jedoch mehr wie ein Feuerwerkskörper als wie eine Bombe an. Von verletzten Demonstranten (die es auch gab!) oder gar einer repressiv vorgehenden Polizei war in der Tagesschau jedoch keine Rede.

Vielen Linken und anderen Demonstrationsteilnehmern wird oft vorgeworfen, sie würden übertreiben oder einer Verschwörungstheorie anhängen. Ich kann jedem von euch empfehlen, mal öfters auf Demos zu gehen. Ihr werdet schnell feststellen, wie es dort wirklich zu geht und wie groß die Lücke zwischen eurer persönlichen Erfahrung und der Medienberichterstattung über die Demo ist. Wenn man dann von Medienpropaganda spricht, beschreibt es genau das, was passiert.

Bei folgendem Video sieht man bei etwa 0:49 Minute wie ein Feuerwerkskörper hochgeht. Danach sieht man einen Polizisten weghumpeln. Wo hier 15 Polizisten verletzt wurden (wie die BILD berichtet), ist mir schleierhaft. Solch eine radikale Aktion heiße ich grundsätzlich nicht gut, denn damit wird der Polizei nur ein Grund geliefert, repressiver vorzugehen. Gleichzeitig sollten aber auch mal die Tagesschau und alle anderen Medien, nicht immer nur die Polizei-Seite thematisieren, denn damit entlarven sie sich als reine Systempresse.

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