ZG-Rückblick: Freie Presse?

Karl Marx sagte einmal treffend, dass die erste Freiheit der Presse darin bestände, kein Gewerbe zu sein. Die bürgerlichen Medien in Deutschland sind in fester Hand von Großverlagen und Konzernen. Jede Meinung, die den Profitinteressen dieser Unternehmen im Wege steht wird verunglimpft, verleumdet oder einfach verschwiegen. Haben wir noch eine freie Presse? Ist die sog. »vierte Gewalt« zur Propagandamaschine verkommen? Bestimmen Agenda Setting und Kampagnenjournalismus die Medien? Oder sind solche Bestandsaufnahmen völlig übertrieben?

jtheripper sagt:
Ich finde es in der Simpons-Folge { insert episode number here if you are a nerd } gut umgesetzt: Mr. Burns kauft in Springfield alle Medien auf, da ihm sein Bild in der Öffentlichkeit nicht gefällt. Lisa hat ihre eigene Zeitung gegründet und äußert weiter ihre freie Meinung. Burns missfällt dies und legt ihr ein Stein nach dem anderen in den Weg. Am Ende gibt sie enttäuscht auf, da sie glaubt verloren zu haben. Jedoch hat sie so die anderen Bürger von Springfield dazu inspiriert auch ihre eigenen Publikationen herauszubringen. Durch die am Ende gezeigte Szene wird klar, dass hier Blogs gemeint sind.

todesglupsch sagt:
Ich befürchte die Pressefreiheit stößt an Ihre Grenzen wenn wirtschaftliche Faktoren eine Rolle spielen. Und das tuen sie sehr oft. Bestimmte Arten von Journalismus sind aufwendig und können deshalb kaum ohne professionelle Strukturen durchgeführt werden. Dem Aufwand entsprechend erfordert dies eine Finanzierung. Kommt diese von einem Wirtschaftsunternehmen ergeben sich zwangsläufig Interessenskonflikte zwischen der käufmännischen und der redaktionellen Arbeit.

Nun kann man auf die ethische Integrität der Verleger hoffen und deren Einsicht das ein gewisser wirtschaftlicher Schaden in Kauf genommen werden muss um diese Integrität zu gewährleisten. Das kann aber dazu führen das der ethischere Verleger unprofitabel arbeitet und dies müsste er dann erst einmal refinanzieren, damit wäre der Verlag aber quasi eine gemeinnützige Gesellschaft oder ohne entsprechende Mittel einfach nicht mehr existent. Da man aber davon ausgehen kann das nicht alle Verleger in der Regel die ethischeren Entscheidungen treffen werden, werden selbige die es nicht tun einen Wettbewerbsvorteil erhalten. Im Kapitalismus befürchte ich, dies führt folgerichtig dazu, dass die unethischer geleiteten (Medien-)Unternehmen stärker wachsen. Es bilden sich folgerichtig Machtkonzentrationen bis hin zu Monopolen in der Kontrolle von Informationsvermittlung und damit die Möglichkeit der Meinungsmanipulation.

Alternativ wäre eine direkte Kontrolle der Medien durch die herrschenden Autoritäten denkbar, aber diese wäre wohl fraglos, ohne den Bedarf genauerer Erläuterung der noch ungünstigere Fall. Weiterhin wären mündigere Informationsempfänger in größerem Maße möglich die unethischere Medienunternehmer wirtschaftlich abstraften, aber wo sollen die herkommen, wenn sie medienmanipuliert aufwachsen.

Ich sehe nur die Möglichkeit die Konzentration der Macht zu begrenzen und das Wachstum von Unternehmen künstlich zu beschränken. Dies entspricht allerdings so gar nicht dem Zeitgeist wie ich befürchte, denn »Wachstum« ist wohl der meistbeschworenste Begriff im aktuellen Tagesgeschehen.

epikur sagt:
Aktuell erleben wir wieder einmal, wie durchsetzt die Medien von Interessen sind. Seien es wirtschaftliche oder eben politische Interessen. Der vermeintlich linke ZDF-Chefredakteur Brender wurde aus politischem Machtkalkül von unserem herzallerliebsten schwarzsumpfigen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch regelrecht rausgemobbt. Das zeigt, dass selbst der so hochgelobte öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland weder objektiv, noch interessensfrei ist. Erinnert sich noch jemand daran, wie Heidenreich vom ZDF gefeuert wurde, bloß weil sie dessen Programmpolitik öffentlich kritisiert hatte?

Was mich am meisten stört, ist vor allem, dass sich viele Medien den Anstrich von Unparteilichkeit und Objektivität geben. Sollen sie offen und ehrlich sagen, für welchen Herren oder welche Gesinnung sie Meinung, Stimmung und journalistische Arbeit machen. Nur so zu tun, als gehe es ihnen um die Aufrechterhaltung einer demokratischen Informationsgesellschaft durch die sog. »vierte Gewalt« und alle bürgerlichen Journalisten und Medien würden noble Ziele verfolgen, ist unehrlich und verlogen. Es geht um Geld, Macht und Meinung im Sinne der »Eliten« und Herrschenden.

4 Gedanken zu “ZG-Rückblick: Freie Presse?

  1. »Ich sehe nur die Möglichkeit die Konzentration der Macht zu begrenzen und das Wachstum von Unternehmen künstlich zu beschränken. Dies entspricht allerdings so gar nicht dem Zeitgeist wie ich befürchte, denn »Wachstum« ist wohl der meistbeschworenste Begriff im aktuellen Tagesgeschehen.«

    So rundum ist Wachstum nun auch wieder nicht willkommen. Ich meine das Wachstum von Krebs, Cancer, bösartige Geschwüre.

  2. Die Medien arbeiten heute kosteneffiezient und profitorientiert. Dies entspricht zwar dem Zeitgeist aber es widerspricht der Aufgabe der Medien. Zu diesen Aufgaben gehört nach wie vor noch unabhängige Aufklärung und Recherche. Dies betrifft in besonderem Maße das öffentlich rechtliche Fernsehen, welches ja diesbezüglich immerhin eine vorgebene Finanzierungsstruktur besitzt.
    Die wahre Gefahr sehe ich aber in der Gleichschaltung, und auch eines erbärmlichen Verfalls des Niveaus von angebotenen Inhalten. Es wird eine an Absatzzahlen orientierte Masse angeboten, die zudem noch kosteneffizient verarbeitet (abgeschrieben) wird. Ähnlich wie die politischen Parteien der letzten Jahrzehnte sich geistig im Marktstream zusammengefunden, und dabei immer mehr eigene Motivationen und verschiedene Ansichten verloren haben, verlieren auch Zeitungen und Sender immer mehr eigene Charakterzüge. Und damit die Vielseitigkeit. Eine Vielseitigkeit die in einer Demokratie zwingend nötig ist. Das dabei auch soziale Verhaltensweisen sich immer mehr einem Mainstream unterordnen können, bzw. verloren gehen, kriegen wir ja ständig mit. Paradoxerweise passiert genau das, was ein Westerwelle uns ständig weis machen will das er Angst davor hat. Gleichmacherei. Das hier auch eine große Stiftung, welche die halbe Welt der Medien quasi besitzt, auch über Politik Einfluß geltend macht, sollte ebenfalls klar sein.

  3. Als ich beruflich noch bei der Medienanalyse gearbeitet habe, war die mediale Gleichschaltung mehr als offensichtlich. Wer sich jeden Tag 10–15 Tageszeitungen anschaut mit ihren Titelmeldungen und vor allem auch den sprachlichen Formulierungen, wird schnell feststellen, dass wir bereits ein hohes Maß an medialer Gleichschaltung haben.

    Viele bekommen das logischerweise nicht mit, da sie keine 15 Tageszeitungen jeden Tag lesen. Ich hab dieses Phänomen aber hier im Blog ja schon öfters thematisiert: hier und hier zum Beispiel.

  4. Pingback: Mein Politikblog

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