Über Einsamkeit und Stille

Einsamkeit und Stille werden heutzutage als große Übel, als Unglück empfunden. Wer einsam ist, scheint unbeliebt zu sein und wenig »soziales Kapital« zu besitzen. Die Stille ertragen wir ebenfalls nicht, da sie uns zwingt, auf unsere ureigensten Gedanken und Gefühle zu hören.

Nach Aristoteles ist der Mensch ein zoon politikon, ein soziales Lebewesen. Lange Zeiten völliger Isolation machen den Menschen verrückt. Nicht zufällig ist die Sinnhaftigkeit der Isolationshaft im Strafvollzug umstritten. Dennoch kann es kaum eine größere Einsamkeit geben, als inmitten einer großen Menschenmasse. Und der einsame Wanderer im australischen Outback, der sich in einer 100km weiten Menschenleere befindet, kann sich mit der Natur, der Welt und allen Menschen auf eine einzigartige Weise verbunden fühlen.

Im schnelllebigen Industriezeitalter werden Stille und »Langeweile« gefürchtet. Sie stehen symbolisch für Stillstand und Ruhe. Dabei kann das in-sich-ruhen, das Lauschen der Stille und die innere Genügsamkeit viel Energie und Kraft geben. Die ständige Ablenkung, Hektik und Lautstärke sorgen dafür, dass wir uns nicht mehr auf das konzentrieren können oder wollen, was wirklich wichtig ist im Leben: Glück und Freude.

2 Gedanken zu “Über Einsamkeit und Stille

  1. Ja, ich empfinde das genauso. Ich sehne mich sehr oft nach Einamkeit und Stille und kann aus diesen Momenten sehr viel Kraft schöpfen.

    Neulich saß ich an einer U‑Bahnstation und hatte 10 Minuten Zeit, Zeit einfach dazusitzen und auf die Bahn zu warten und meinen eigenen Gedanken zu folgen, oder sie einfach auch nur mal ausklingen zu lassen und ganz Still zu werden...Aber nein, leider saß ich vor einem Riesigen TV Screen der unablässig den gesamten Tagesmüll über die Wartenden ausgoß. Erst sprach Herr Sinn über weitere notwendige Sozialkürzungen, gefolgt von einem tiefsinnigen Spruch eines deutschen Denkers, bis dann ein Werbespot der Allianzversicherung mich endgültig zum Aufstehen zwang.

    Nicht dass hier die Wartenden noch auf dumme (oder gar eigene) Gedanken kommen könnten, Big Brother bewahre!

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