Die Machtfrage

»Eine Partei die neben dem Glauben an die Gesetze auch den Adel verwerfen würde, hätte sofort das ganze Volk hinter sich, aber eine solche Partei kann nicht entstehen, weil den Adel niemand zu verwerfen wagt. Auf dieses Messers Schneide leben wir.«

- Franz Kafka, Die Erzählungen: »Zur Frage der Gesetze«, Seite 367

Anmerkung: Eigentlich sollte man sich nicht länger an CDU/FDP aufziehen, sondern aufdecken, welcher heutige »Adel« dahinter steckt. Schwarz-Gelb ist doch eine reine Marionettenregierung großer Wirtschaftsverbände und Konzerne. Genau die gehören doch entmachtet oder nicht?

3 Gedanken zu “Die Machtfrage

  1. Nun, — da möchte ich doch unbedingt noch die »Stiftungen« hinzufügen.
    Mittlerweile ist nicht mehr nachzuvollziehen welcher Verband aus einer Stiftung, und welche Stiftung aus einem Verband entstanden ist. Verbände und Konzerne sind die Nutznießer, und Stiftungen die Förderer des Nutzens der Nutznießer. Und Stiftungen sind mittlerweile auch die Königsmacher was Politiker betrifft, — welche wiederum ebenfalls den Nutzen der Nutznießer fördern. Klingt rekursiv? — Ist es auch.

    Die perfekte Schleife alle glauben zu lassen das alles in Ordnung ist, und davon abzulenken das immer nur eine Seite den Nutzen mehren kann. Irgendwie ist bei vielen Leuten noch irgendetwas von sozialem Engagement im Kopf wenn sie an Stiftungen denken. Das ist so verankert, das selbst die Stifter selber dran glauben etwas gutes zu tun. Die Person der Liz Mohn ist höchst interessant diesbezüglich. Man muss aber nicht immer von Bertelsmann sprechen. Da gibt es tatsächlich noch den richtigen Geldadel mit Abstammung, — der sich aber auch angewöhnt hat sich hinter Stiftungen zu verstecken. Familie Quandt z.B.

  2. Eine Partei, die heute den Adel entmachten wollte, hätte nicht das ganze Volk hinter sich. Der domestizierte Mensch der Massengesellschaft, an der Leine gehalten durch Funk und Fernsehen, eingewickelt in Printmedien und eingelullt durch Reizüberflutung, schlägt sich eher auf die Seite des Adels, wir zu dessen standhaftesten Verteidiger. Denn man hat ihm erklärt: Ist der Adel weg, verhungerst du an deiner Kette, der Adel wird getötet, noch bevor er dich entketten kann, danach winselst du, bis dir die Kraft ausgeht. Fletsch also die Zähne, damit die fütternde Hand auch weiter an die Kette treten kann, um dir Reste hinzuwerfen.

    Parteien, die die Unterschicht beseitigen wollen — ja, die haben fast ein ganzes Volk hinter sich. Der Adel hat sich seine Untertanen über Jahrzehnte hinweg gesichert.

  3. Ich hatte mal das zweifelhafte Vergnügen, den gesammelten, geballten eropäischen Hochadel leibhaftig vor mir auflaufen zu sehen. Ein adeliger Sprössling feierte Hochzeit und anschließend wollten die Damen und Herren Von und Zu sich mit Wein eindecken. Ich war ganz allein im Verkauf und sollte nun wissen, wieviel Prozent Rabatt die buck äh knuffelige Verwandschaft erhält, hatte aber keine Einsicht ins entsprechende Computerprogramm. Da standen sie nun alle vor mir, Königin Silvia, Beatrix und weiss der Himmel wer alles, gut 20, 30 Leute mit Hut waren das und was soll ich sagen — der Computer stürtzte ab!

    Hab mich dann am Mitarbeiterrabatt (20 Prozent) orientiert und manuell abgerechnet. Mein Gott kam ich ins Schwitzen! Später bekam ich einen Anschiss, weil 20 Prozent viel zu viel waren und ich zudem den ganzen Warenbestand durcheinandergebracht habe. Trotzdem wurde ich dann aber doch noch zur internen Feier mit Wein, Wurst und Gesang nur für Mitarbeiter eingeladen.

    Dies nur um diese Anekdote hier mal an den Mann und die Frau zu bringen ;-)

    Nein, ich kann bestätigen, »das gemeine Volk« liebt seinen Adel. Es liebt die farbigen Galageschichten und nimmt herzlich Anteil an den Nöten der illustren Gesellschaft. Sind die doch wesentlich galmouröser als die der eigenen Leidensgenossen, von denen man sich weitestgehen abgrenzen möchte. Man lästert zwar über schnöselige Elitestudenten, die mit hochgetellem Kragen unterm V‑Ausschnitt Pulli alle gleich aussehen, jagt dann aber selbst jedem Gucci Handtäschen Imitat hinterher und kauft sich strassbesetzte Brillen mit rosagetönten Gläsern.

    Und wer das nicht nötig hat, weil er gebildet ist und einen gutbezahlten job hat, macht sich drüber lustig und wählt FDP! Von solchen Mitbewohnern und Komilitonen ist bspw. meine Tochter umringt. Alles sympathische, optimistische und herzensgute Menschen. Ach Leut, wat soll isch sajen. Es dauert wohl noch was, bis die »kritische Masse« erreicht ist....

    Jean Ziegler ist da optimistischer.

    ...Aber es gibt die Zivilgesellschaft, diese wundersame Bruderschaft. Ich komme zurück auf Heiligendamm im Sommer 2007. Ich war auf der anderen Seite des Stacheldrahts. Da waren wir 140.000 Menschen aus 41 Nationen aller politischer Couleur. Es waren Pastoren da, Trotzkisten, Junge und Alte. Alle sind dort gewesen und haben diskutiert. Sie waren alle getrieben von dem moralischen Imperativ, nicht vom politischen Imperativ oder irgendwelchen Parteiideologien....

    Hat mich damals auch sehr beflügelt und ich vertraue und hoffe immer noch darauf, dass diese Bewegung weiter an Kraft gewinnt

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