Der tolle Roland Koch

Am Sonntag sind in Hessen Wahlen. Wieder einmal. Da Andrea Ypsilanti weder von den Medien noch von ihrer eigenen Partei Rücken- deckung bekommen hatte, wird eben solange gewählt, bis der Schmierfink der CDU, Roland Koch wieder an der Macht ist. Rücksichtslose Karrieristen und keine neuen Ideen oder Alternativen brauchen wir schließlich in der Bananenrepublik Deutschland. So wie Ypsilanti nieder geschrieben wurde, so wird Koch nun reichlich hoch geschrieben. Ganz vorne mit dabei: der Stern.

Sieben gute Gründe führt »der Stern« auf, warum Koch so ein toller Hecht sei. Er sei ja gar nicht erzkonservativ, sondern ein kleiner süßer pragmatischer Liberaler. Auch sei er ein ganz sympathischer Typ, der ja völlig zu Unrecht so unbeliebt ist. Die paar Wahlkämpfe auf Kosten von Ausländern die er da geführt habe, müsse man ihm schon verzeihen. Schließlich »wird ihm hohe Sachkompetenz in vielen Politikbereichen zugeschrieben«, so der Stern. Koch ist auch kein brutaler Karrierist, »sondern er wirke integrativ«. Weitere Gründe die »der Stern« aufführt, sollen aufzeigen, dass Koch der hessische Patriarch der CDU ist. Die CDU in Hessen wird ohnehin als der Vorzeige CDU-Landesverband beschrieben: »Die hessische CDU hat ihre Disziplin über Jahrzehnte kultiviert« heisst es da. Von der CDU Spendenaffäre, den schwarzen Kassen und der Ausländer-Hetze erwähnt der Stern freilich nichts.

Auch SpiegelOnline zeigt sich als glühender Koch-Verfechter. Schließlich stehe der CDU-Mann in Hessen vor einem klaren Wahlsieg. Nur der böse Grüne Tarek Al-Wazir »markiert den Spielverderber und lästert über die Unbeliebtheit des Ministerpräsidenten«.

Dass die Blöd-Zeitung den schwarzen Roland wegen seiner Ausländer-Hetze schätzt, beweist sie auch diesmal wieder in zwei Interviews von Anfang Januar 2009 zur kommenden Hessen-Wahl. Hier und hier nachzulesen.

Im Handelsblatt darf der Koch-Biograf Hajo Schumacher in einem Interview seinen Herren loben und ihn in den Himmel schreiben: »ich gehe von einem Sieg für Roland Koch aus und der wird: geschäftsmäßig, glanzlos und glücklich«. Außerdem  »wünschen sich viele Koch in Berlin, weil er als vernünftiger Finanzpolitiker gilt«. Wer eine Parteispenden-Affäre erfolgreich aussitzen kann, gilt wohl als »erfolgreicher Finanzpolitiker«?

Wenn Koch am Sonntag in Hessen einen Sieg einfährt, ist dies vor allem auch der monatelangen Anti-Ypsilanti Kampagne (»Wortbruch«) der bürgerlichen Presse zu verdanken.

6 Gedanken zu “Der tolle Roland Koch

  1. Roland Koch ist auch Duzfreund der mächtigen Konzerne, seien es Banken, seien es Energiekonzerne.
    Hessen ist zur Zeit, was regenerative Energien betrifft, Schlußlicht in Deutschland. Mit Frau Ypsilanti und Herrn Scheer bestand die Möglichkeit, daß sich diese Schlußposition ändert. So etwas durfte von den Energiekonzernen auf keinen Fall geduldet werden. Den Erfolg der daraufhin angezettelten Schmutzkampagne sieht man in der Entdeckung des »Gewissens«.
    Für die Energiekonzerne geht es um Macht und natürlich Geld. Das Energieeinspeisungsgesetz und die Forcierung von regenerativen Energien hätten in Hessen eine Minderung der Einnahmen der Energiekonzerne bedeutet. Hat sich niemand gefragt, warum Parteimitglied Wolfgang Clement so vehement gegen das Parteinmitglied Ypsilanti wetterte?

    Der »Wortbruch« war nur vorgeschoben. Ich habe eine Grundregel, wenn ich mir ein Verhalten nicht erklären kann, verfolge ich die Schleimspur des Geldes. Meistens stoße ich dann auf die wahren Gründe für ein Verhalten.

    Ich kann den Hessen nur wünschen, daß die Linken aus Protest gewählt werden. Mir ist in einer Talkrunde mit Herrn Rüttgers und Herrn Gysi aufgefallen, daß Herr Rüttgers überhaupt nicht in der Lage war, zuzuhören. Er machte den Eindruck, so von seiner eigenen Idiologie gefesselt zu sein, daß er gar nicht mehr fähig war, jemanden, der anderer Meinung als er ist, zu verstehen, geschweige dann zuzuhören. Von geistiger Flexibilität keine Spur, Schmalspurdenken in höchster Vollendung.

  2. Kann gerhardq nur zustimmen! Die Kampagne gegen Frau Ypsilanti und Scheer war der sprichwörtliche »Schaum vor dem Mund des Herrn Rütgers et all.

    Auch ich wünsche mir, dass die Hessen klüger sind — und DIE LINKE wählen.

    Denn, wie sang Katja Eppstein doch so schön: »Wunder gibt es immer wieder...«

  3. Ypsilanti machte einen Fehler, vielleicht auch einen großen Fehler.

    Allerdings ist das Nichteinhalten von Wahlversprechen nun nicht gerade eine Ausnahme eher die Regel. Was die Besonderheit ausmachte sollte wohl der angebliche ideologische Verrat sein, der mit der Stigmatisierung der Linken zu tun hat.

    Was mich konkret aufregt ist die Tatsache das sachliche Abweichungen von Wahlversprechen offensichtlich viel weniger von öffentlichem Interesse zu seien scheinen (obwohl ich sie als viel kritischer betrachte). Das kann nur daran liegen das dies weniger emotionalen »Verkaufswert« für die Presse hat oder dies einfach Kampagnenecharakter aufweist also die Interessen von Minderheiten durch die Presse in den Vordergrund gestellt werden.

    So oder so, widert mich das Ganze ziemlich an und die Konsequenz wird wohl sein das wir heute ein durch »die Presse« (ohne dabei alle über einen Kamm scheren zu wollen) stark verzerrtes Wahlergebnis haben werden, was ich wie ich befürchte aus meiner Sicht ungünstiger ausfallen wird als ohne diesen »Eingriff«.

  4. Das nährt Befürchtungen für ein Schwarz-Gelbes weiter so Bananenrepublik im Herbst. Ich sag dazu nur: gute Nacht Deutschland (wählt weiter das was seit Jahrzehnten nicht funktioniert, aber es wählt ja eh nur noch eine geringe Mehrheit, in Hessen um die 60%)!

  5. Ich befürchte fast auf Bundesebene haben wir die nächsten 16 Jahre die »große Koalition«. Und Merkel wird unser zweiter Helmut Kohl werden.

    Solange die SPD marktradikal bleibt und weiter tausende Mitglieder verliert, wird sie sich mit den Linken nicht einlassen. Und auf Dreier-Konstellationen hat weder die CDU noch die SPD große Lust. Weil da müsste man ja noch mehr Kompromisse machen und Pöstchen abgeben.

    Die letzte Hoffnung ist, dass die Deutschen endlich mal aufwachen. Die Linke auf Bundesebene bei über 20% wäre z.B. so ein Zeichen.

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