In dieser Rubrik erscheint gegen Ende eines jeden Monats ein gemeinsamer Rückblick der ZG-Redaktion. Das vorgegebene Thema wird abwechselnd bestimmt. Heute geht es um die TV-Serie »Heroes«, genauer: um die 3. Staffel der Serie.
Im ZG-Artikel über die Serie wurde schon angedeutet, dass sie im Vergleich zu anderen dramaturgisch neue Wege geht. So geht es auf den ersten Blick zwar um Menschen mit besonderen Fähigkeiten (wie Unverwundbarkeit, Feuer erzeugen oder Telepathie), aber dies steht nicht zwingend im Vordergrund. Denn ähnlich wie in der Serie »Lost« oder auch in »Star Trek: Deep Space Nine« wird eine durchgehende Geschichte erzählt, die vor allem von den Charakteren lebt. Moralisch schwierige Entscheidungen sowie die Fragen nach Vertrauen und Wahrheit bestimmen diese Serien und machen sie dadurch interessant und sehenswert. Was sagt nun die ZG-Redaktion zu den bisher veröffentlichen Folgen der 3. Staffel?
Epikur sagt:
Ich muss zugeben, dass mich die 3. Staffel bisher schwer enttäuscht hat. Der Zauber, die Bescheidenheit und die Tiefe der Charaktere ist weg. Während in der ersten Staffel die Kräfte der »Heroes« nicht nur bescheiden eingesetzt wurde, sondern vor allem nie Mittel zum Zweck waren — wird in der 3. Staffel eine viel zu starke Betonung auf die Kräfte gelegt. Zu häufig fällt ein Satz wie: »Lass mich das machen, ich hab ja die Kräfte« oder »Du kannst doch eh nix, weil du keine Power hast«. Dadurch fällt die einzigartige Charakterzeichnung stark in den Hintergrund und es wird sich zu sehr auf ein Effekte-Spektakel konzentriert. Mehr noch: die Charaktere handeln mehr und mehr unglaubwürdig. Warum ein Dr. Suresh der bisher immer moralisch gefestigt war, auf einmal Menschenversuche macht oder warum ein gewissenloser Serienkiller auf Befehl seiner Mami auf einmal zum Gutmenschen wird, wissen wohl nur die Macher.
Todesglupsch sagt:
Heroes hat sich konstant von der ersten bis zur dritten Staffel verschlechtert und scheint mit der dritten Staffel diesen Vorgang auch noch zu beschleunigen. Anfangs schienen sowohl die Charaktere als auch die Handlung einem roten Faden zu folgen, auch wenn dieser sich dem Zuschauer nicht auf Anhieb zu erschließen schien. Die zweite Staffel schien etwas an Relevanz für »das große Ganze« zu verlieren. Die Dritte aber wirkt als würde sie, in einem gezwungen wirkenden Versuch den Zuschauer zu verblüffen, alle Konventionen, die bisher aufgebaut wurden, über den Haufen werfen und sie mit chaotischen Handlungsträngen und inkonsistenten Charakteren ersetzen. Es ist zwar durchaus sinnvoll und im Sinne der Entwicklung einer Serie, dass sich Charaktere entwickeln, aber quasi eine (bzw. mehrere) etablierte Hauptfigur(en) wieder auf Null zu setzen und eine neue Entwicklung nehmen zu lassen ist dramaturgisch nur frustrierend. So wandelt sich Dr. Suresh vom Fixpunkt für charakterliche Integrität zum Typ »durchgeknallter Wissenschaftler«, Gabriel wird vom brutalst sich durchschlachtenden Serienkiller zum identitätsuchenden Nachfolger für Peter. Die Handlung trägt den Rest dazu bei, dass der Versuch eine Relevanz in dieser Serie zu erspähen unmöglich wird. Man sollte vielleicht darüber Nachdenken die Mittel die hier für eine der am aufwendigsten produzierten Serien verwendet werden freizugeben für sinnvollere Projekte.
J. the Ripper sagt:
Ein Vorteil der ersten Staffel war natürlich, dass alles neu war, jedoch war sie eben die Stimmigste. Aber auch schon am Ende ging davon etwas verloren. So gab es kurz vor dem Staffelfinale eine Pause, die dem Ende nicht gut tat. Nach dem Erfolg wurde dann der »Reset-Button« gedrückt, was noch schlimmer war. Man merkte schon dort, dass der Serie eine Bibel fehlte. In der Bibel einer Serie stehen die grundsätzlichen Dinge über die Charaktere und die Geschichte. Diese hilft, bei wechselnden Autoren und Produktionstab den Pfad der Serie zu halten oder diesen Bewusst zu brechen. Bei Heroes wirkt es aber zu chaotisch. Es erinnert mich an ein junges Autoren-Team, einer anderen Serie (ST:VOY), wo die Charaktere Dinge tun sollten, weil sie cool waren. Deswegen empfehle ich immer noch »Lost«, die auch den Autorenstreik gut überstanden hat und wo behauptet wird, dass alle dort wissen, wo die Serie hin soll. Meiner Meinung nach merkt man das der Serie an.
Ich kann euch nur zustimmen. Die zweite Staffel war schon schlechter, zog sich hin und stellte sich zu komplex da. Ich mag keine Zeitsprung-Geschichten.
Die dritte Staffel fand ich aber so schlecht, dass ich nach der sechsten Folge nicht mehr weiter gucken wollte. Die Petrellis haben mich schwer genervt. Suresh ebenso. Alles war so chaotisch.
Was die erste Staffel noch auszeichnete, war die frische neue Idee, noch keine festen Charaktere. Es war spannend. Ich finde, Sylar haette man zwischendurch opfern muessen.