Walden Media: Mehr als nur eine Filmproduktionsgesellschaft?

Ein typisches Phänomen in den deutschen Medien scheint eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Personen oder Firmen in der Unterhaltungsbranche zu sein, die im Verdacht stehen die Zuschauer ideologisch zu indoktrinieren. So wird ein Herr Cruise in Deutschland scheinbar vor allem wegen seines missionarischen Eifers für die Sciontologen in den Medien wahrgenommen. Vielleicht ist es aber auch vielmehr so, dass in den US-Medien diese Dinge viel weniger thematisiert werden und die deutschen Medien nur in Relation so empfindlich wirken. Ob sich nun die Medien hier oder dort zu stark oder zu schwach ereifern sei dahingestellt, allerdings ist vor allem hierzulande eine relativ junge amerikanische Filmproduktionsfirma in den Verdacht geraten neben wirtschaftlichen, vor allem ideologische Interessen mit ihren Produktionen zu verfolgen: Walden Media.

Typisch für Walden Media — Produktionen scheinen fantastische Literaturverfilmungen zu sein deren Vorlagen vor allem im englischsprachigen Bereich sehr populär sind und Jugendliche in besonderem Maße ansprechen sollen. Viele Produktionen sind trotz sehr hohem Budget weitestgehend mit unbekannten Darstellern besetzt, häufig in den tragenden Rollen mit Neulingen.

Walden Media nimmt für sich selbst auch einen erzieherischen Auftrag in Anspruch (Firmenprofil; Interview mit M. Flaherty auf kath.net). Der wohl am häufigsten genannte Vorwurf gegen Walden Media ist die wertkonservative Auswahl und Umsetzung der Literaturvorlagen dem geradezu christlich, missionarischer Eifer inneliegen soll.

Zufällig habe ich den letzten Wochen zwei Walden Media — Filme sehen dürfen, deren erzählerische Level unterschiedlicher nicht sein könnte.

The Chronicles of Narnia: Prince Caspian

Die Narnia-Reihe ist das Zugpferd bei Walden Media. Mit Spitzenbudget produzierte Literaturverfilmungen der Romane von C.S. Lewis um 4 (Pre-)Teeniegeschwister die zur Zeit des zweiten Weltkriegs zwischen England und der fantastischen Parallelwelt Narnia wechseln und dort epische Abenteuer bestreiten.

Was zunächst nach eine Klasse Sache für Kinder und Jugendliche klingt bewegt sich tatsächlich irgendwo zwischen einem schlechten Herr der Ringe — Abklatsch und einem Kriegsfilm für Kinder. Hier stimmt wirklich wenig. Recht unerfreulich, aber noch recht typisch für das Genre, sind die üblich ausgeprägten Stereotypen, so sind die Bösen hinterhältig und gemein und die guten Edel und Aufrichtig. Darüberhinaus haben die »Kinder« wenig von Kindern. So kehren diese in »Prince Caspian«, dem bereits zweiten Teil der Reihe als Könige zurück (in Narnia sind seit ihrem letzten erscheinen Jahrhunderte vergangen) und müssen feststellen das Ihr Königreich weitestgehend nicht mehr existiert. Die Narnians, ein Volk von sprechenden Tieren und sonstigen Fabelwesen, sind von Talmarianern ( letzendlich Nichts anderes als Spanier oder Hispanics) vermeintlich ausgelöscht worden. Tatsächlich aber sind die Narnians nur in irgendwelchen Erdlöchern verschwunden (es hat auch Vorteile als sprechender Biber, Maus oder Stinktier). Prinz Caspain ist der rechtmäßige Thronerbe der Talmarianer, aber wird duch ein Komplott seines Onkels seines Erbrechtes beraubt und muss fliehen. Sein Vater der scheinbar auch zu denen gehörte die viel Freude am narnischen Genozid hatte musste am eigenen Leib feststellen, dass sein Bruder auch ganz gut war im Morden. Irgendwie ist aus dieser Konstellation ein aufrichtiger und edler (=einer von den Guten) Waise namens Prinz Caspian entstanden, der nach seiner Flucht feststellen muss, das die Narnians a) leben, b) vielleicht doch nicht so minderwertig sind wie die talmarianische Propangada ihn glauben machen wollte (auch wenn sie teilweise unangenehm riechen) und c) selbst narnische Mäuse mit zahnstochergroßen Degen ganze talmarianische Einheiten aufreiben. Der Prinz und die »Kings of Old«, wie sie von den Narnians genannt werden (aka die elaborierte Version der »kleinen Strolche«), machen also gemeinsame Sache um Narnia auf militärischem Wege in einen Vielvölkerstaat zu verwandeln.

Es gibt also eine Runde Krieg im gelobten Fantasyreich und da die Kiddietruppe (Caspian scheint auch recht Grün hinter den Ohren zu sein) doch etwas an strategischer Kompetenz und Disziplin zu mangeln scheint, sind sie bald in einer eher misslichen Lage und schicken die Jüngste in Ihrer Truppe aus doch mal was Schlagkräftigeres als sich selbst aufzutreiben: Aslan, der Heilland in Löwenform, der schon im ersten Teil dieses Machwerks für die Rettung in letzter Sekunde zuständig war. Natürlich wird selbiger gefunden und kann nachdem er kryptisch seine Ausrede zum Besten gegeben hat, warum er eigentlich immer erst Auftritt, wenn schon die halbe narnische Bevölkerung das Zeitliche gesegnet hat, mit seiner Baumarmee, ein wenig Gebrülle und einem Wasserelementar den Talmarianern zeigen, dass sie Narnia eigentlich nur aufgrund seiner Gnade (=Desinteresse?) beherrschen konnten.

Sauer aufstoßen tut mir ein wenig, das die vier Gören hierbei mit einem anachronistisch wirkenden Tamtam als große Könige gefeiert werden und an sich wenig kompetent wirken. Der sprechende Löwe Aslan wirkt dagegen wie ein Gott, oder unterstellend dies ist ein christlich indoktrinierendes Machwerk, der Gott, der umgehend alle Probleme löst. Unter dramaturgischen Gesichtspunkten würde ich ihn mal als Rohrkrepierer bezeichnen, da ab Auftritt eigentlich alles gelaufen ist.

An sich könnte man mit diesem Machwerk noch leben, wenn man auf schlecht inszenierte Geschichten von Kindern die Fantasyreiche als hochdekorierte Könige mit kriegerischen Mitteln retten steht, aber wenn dann am Ende alles darauf hinausläuft, dass diese es doch nicht gebacken kriegen und der sprechende Löwe (mit erstaunlichen biografischen Parallen zu unserem Heilland) dann einfach kurz vorbeischaut und das ganze klärt, dann könnte man die ganze Sache auch  kompakter gestalten (Löwe rein -> Probleme raus -> Fertig).

Der Einzige Lichtblick ist vielleicht der Charakter und die Darstellung von »Trumpkin« einem Zwerg der die »Kings of Old« und eigentlich alles Andere auch äußerst skeptisch betrachtet und damit für den Zuschauer wenigstens eine brauchbare Identifikationsfigur bietet (Nebenbei wird er von dem exzellenten Peter Dinklage dargestellt, dem inzwischen zweiten kleinwüchsigen (Quoten?-)Darsteller in Hollywood neben Warwick Davis).

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Bridge to Terabithia

Bridge to Terabithia

Bridge to Terabithia kann man als Fantasyfilm im engsten Sinne bezeichnen.

Jess, ein künstlerisch begabter Fünftklässler, hat es nicht ganz leicht im Leben. In der Schule muss er als Außenseiter mit Hänseleien zurechtkommen und die Tatsache das die wirtschaftliche Lage seiner klassisch ländlichen Familie es ihm unter Anderem nicht erlaubt »ordentliche« Schuhe für das große Rennen in der Schule zu tragen erleichtern diese Situation nicht gerade. So ist er häufig in jeder freien Minute (oder auch im Unterricht) mit seinen Illustrationen von Fantasymotiven beschäftigt.

Als die aufgeweckte und offene Leslie aus der Stadt in Jess‹ Nachbarschaft zuzieht besucht sie dieselbe Klasse wie er. Leslie ist was den sozialen Hintergrund betrifft der Gegenentwurf zu Jess. Sieh ist in einem sehr liberalen Haushalt als Einzelkind aufgewachsen und ihre Eltern sind gutverdienende Schriftsteller. Leslies vielseitige Talente werden schnell in der Schule offensichtlich. So schlägt sie Jess nicht nur beim Wettlauf sondern hat scheinbar das Talent mit Worten umzugehen von Ihren Eltern mitbekommen.

Leslie kann zu dem verschlossenen Jess durchdringen und ihm die mannigfaltigen Möglichkeiten die seine Talente bieten näherbringen. Leslie zeigt ihm den Zugang zu Terabithia, einem Fantasyreich in einem nahegelegenen Waldstück. Hier sind die beiden, wie kann es anders sein, König und Königin und müssen böse Kräfte bekämpfen.

Bridge to Terabithia ist vermutlich alles was Narnia nicht ist, vor allem weitestgehend frei von Stereotypen. Selbst in Terabithia ist das Böse nicht klar personifiziert sondern vielmehr ein Gleichnis für die allgemeine Wahrnehmung der Furcht der Jugendlichen. Auch hat die Gewalt einen festen Platz in dieser Fantasywelt, allerdings sind Jess und Leslie vielmehr diejenigen die sich verteidigen, so bauen sie eine Festung um sich zu schützen und sind viel häufiger als Gejagte den als Jäger  dargestellt. Auch diejenigen von denen die beiden sich unterdrückt empfinden werden nicht nur als Täter dargestellt. All das entspricht vielmehr einem glaubwürdigen Bild von Wahrnehmungswelten Heranwachsender, in denen selbige viel weniger das Gefühl haben Macht zu haben als die klar ihrem Schicksal verpflichteten Könige von Narnia (obwohl diese eigentlich auch nur von Gott, ich meine natürlich Aslan abhängig sind).

Vermutlich wäre aber auch dies keine Walden Media Produktion, wenn nicht ein christlicher Bezug hergestellt würde. So will die offensichtlich atheistisch oder zumindest agnostisch aufgezogene Leslie Jess trotz dessen Unverständnis am Sonntag zum Pflichtprogramm in die Kirche begleiten. Dort erhält sie einen offensichtlich göttlichen Leitstrahl, der in Terabithia noch von großer Relevanz sein wird.  Auf der Rückfahrt von der Kirche zeigt sich in einem Dialog, dass Jess und seine kleine Schwester ein Bild von einem restriktiven Gott haben, während Leslie Gott als barmherzig und schöpferisch beschreibt.

Bis auf diese Szene und die Tatsache das der Verleih des Films durch Disney vermutlich Spuren hinterlassen hat (US-Teeniestar Miley Cyrus hat am Soundtrack mitgewirkt) ist Bridge to Terabithia ein Beispiel für ein gelungenen (Kinder)film den man auch jenseits der 15 noch sehen kann.

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2 Gedanken zu “Walden Media: Mehr als nur eine Filmproduktionsgesellschaft?

  1. Danke für die informative Kritik — Terabithia werd ich genauer anschauen ...

    ... und zur christlichen Verseuchung — ich kann die Abneigung verstehen, hab mir aber eine »Ölhaut« angeschafft, so dass ich nicht allzu impertinente Werbung locker absorbiere. Wobei ich dir im Grundsatz Recht gebe.

  2. Sehr interessant, ich habe vor kurzem auch ein paar Sequenzen von dem ersten Narnia-Film gesehen. Dort werden die Geschwister zu den Königen gemacht, aber auch bei dem Film habe ich mich gefragt, warum und wozu, da Aslan bereits eine Armee aufgestellt hat und sie gegen die Böse Eiskönigen schickt. Natürlich wird das durch die Geschwister noch komplizierter, aber auch hier konnte ich jetzt im nachhinein dein Vergleich Gott = Aslan sehr gut nachvollziehen. Besonders in einer Szene passt es, wo die Eiskönigen sich mit Aslan trifft und das Ganze sehr an ein »Teufel-Gott – Gespräch« erinnert, da die Eiskönigen versucht Aslan mit der Einhaltung irgendwelcher Regeln auszutricksen. Am Ende trickst dann Aslan sie aus und tötet sie in der Schlacht.

    Wie es scheint, wurde in dem Nachfolger von der Geschichte nicht viel verändert...

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