TV-Reflektion

Serien – häufig als dramaturgische Sparvariante betrachtet im Vergleich zum großen Kino, haben heutzutage, zumindest teilweise, erstaunlich viel zu bieten.

Das Model und der Schnüffler Die (US-)Serien die in den achtziger Jahren mein Bild als sehr junger TV-Konsument prägten gereichen diesem Vorurteil zur Ehre, so waren dies meist handlungsorientierte Krimiserien in denen die Protagonisten meist mittelmäßig dargestellte Stereotypen waren. So konnte man sich in jüngeren Jahren zwar nicht der Faszination eines sprechenden Hi-Tech Autos entziehen (»Knight Rider«) oder einer Truppe Ex-Soldaten die mit viel Geschick Festungen oder improvisierte Panzerfahrzeuge aus dem Nichts zauberten und trotz viel Geballere es immer wieder schafften das kein Tropfen Blut floss (»A-Team«), aber abgesehen von den technischen Spielereien gab es in diesen Serien tatsächlich keine dramaturgische Relevanz. Natürlich sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es auch damals Serien gab die durchaus ein wenig mehr zu bieten hatten, so sind die Protagonisten in »Remington Steele« und »Das Model und der Schnüffler« zwar auch weitestgehend stereotypisch, aber sie haben untereinander Reibungspunkte die neben der eigentlichen Handlung den Reiz dieser Serien ausmachen und Raum schaffen für die Darsteller den Figuren zumindest ein wenig Profil zu verschaffen. Dieser wurde offensichtlich auch gut genutzt und so haben diese Serien den Karrieredurchbruch für einige Ihrer Hauptdarsteller geebnet (Pierce Brosnan und Bruce Willis). Was aber fast alle Non-Soaps dieser Zeit gemein haben ist, dass die Handlung von einer Folge in sich geschlossen ist und dem Zuschauer nicht »abverlangt« wird die Serie als ganzes zu verfolgen, was dramaturgisch vermutlich sehr einschränkt.

NYPD Blue Nachdem die reinen Actionserien für mich als Zuschauer (hoffentlich reifebedingt) Ihren Reiz verloren, bis hin zu neuen Entwicklungen verging einige Zeit und ich konnte mich eigentlich nur mit »Star Trek: The Next Generation« anfreunden, da alles andere Ende der Achtziger Anfang der Neunziger mediales Brachland zu sein schien. Ohne den Anspruch zu haben, diese Entwicklung überschauen zu können, war für mich 1993 »NYPD Blue« der erste klar wahrnehmbare Vertreter einer Gattung von Serien, welche die Konventionen der Achtziger offensichtlich ganz bewusst hinter sich ließ. Eigentlich stellt die Serie nur den Alltag in einem New Yorker Polizeirevier da, allerdings ist die Serie nicht mit klassischen Kriminalserien zu vergleichen. Es scheint vor allem darum zu gehen ein höheres Maß an (Pseudo-)Authentizität zu vermitteln. Dabei gibt es Mittel die aus Soaps entliehenen sind, so gibt es immer mehrere Parallel verlaufend Handlungsstränge und diverse Protagonisten, auch wenn 1-2 etwas mehr Screentime zugesprochen bekommen. Auch die Charaktere sollen glaubhafter erscheinen und so erfährt man einiges über Drogen- und emotionale Probleme selbiger. Der ständige Einsatz von Handkameras vermittelt außerdem wie komprimiert der Alltag in so einem New Yorker Polizeirevier zu seien scheint. Wenn auch noch nicht mit heutigen Serien vergleichbar so gibt es bei »NYPD Blue« auch leichte Verbindungen über einzelne Folgen hinaus, aber es besteht noch kein Zwang zum »Dauerkonsum«, es hilft nur um einen Bezug zu den Figuren herzustellen.

Im neuen Jahrtausend ist vergleichsweise alles erlaubt bis erwünscht, so wird dem Zuschauer häufig abverlangt keine einzige Folge einer Serie zu verpassen, ansonsten sind die Handlungsstränge teilweise nicht mehr verständlich oder Motivationen von Protagonisten nicht mehr nachvollziehbar. Die Belohnung für diese »Mühen« ist das Potential einen dramaturgischen Marathon zu erreichen der eben für den großen Bruder vom Film kaum realisierbar ist.

by todesglupsch

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