Freunde - Das Leben beginnt (Abschlussklasse 2003 + 2004)

»Die Abschlussklasse« auf Pro 7 ist ein gutes Beispiel für die Entwicklung von Fernsehformaten, speziell im »Low-Budget« Bereich. Irgendwann, schätzungsweise in den späten 70ern/ Anfang der 80er, kam die (Daily-)Soap, ein günstig produziertes fiktives Serienformat, das sich meist um eine relativ große Zahl von Figuren und deren Beziehungen untereinander zentriert. Dabei wird meist, dem Namen entsprechend, eine Folge pro Werktag produziert, dementsprechend »einfach« sind die Ergebnisse: meist mittelprächtige darstellerische Leistungen, kaum bis keine Außendrehs, technisch überschaubarer Aufwand.

Tim im Knast Irgendwann in den 90ern entwickelte sich aus der Fusion der Soap und der Dokumentation die Doku-Soap, ein Format das vermeintlich wie eine Soap funktioniert, aber statt Darstellern, tatsächliche Personen »porträtiert«. Vorteil hierbei ist vermutlich die noch kostengünstigere Produktion, da nun weniger Wert auf technische Präzision gelegt werden muss und keinerlei darstellerische Leistung mehr erforderlich ist.

Die Doku-Soap hat aber noch immer den Nachteil, der Dokumentationen inherent ist, man benötigt ein interessantes Motiv, das es wert ist zu »dokumentieren« und man muss ständig und überall mit der Kamera dabei sein, um die paar interessanten Momente auch einzufangen die einem geboten werden.

Natürlich auch mit (fast)-Sex Also wurde das (hoffentlich) ultimative Billigformat geboren: Die Pseudo-Doku-Soap. Dieses Format stellt sich dar wie eine Doku-Soap, wobei allerdings einfach nach »Drehbuch« statt dem Lauf der Dinge gearbeitet wird. Das hat den produktionstechnischen Vorteil, das man nun technisch und künstlerisch auf dem niedrigsten Niveau arbeiten kann und trotzdem immer genug »Interessantes« in der Handlung passiert und man sich Drehorte aussuchen kann.

So entstand vermutlich die Sendung »Die Abschlussklasse 2003«. Ein Format das erst einmal Teil der Talkshow »Arabella« gewesen ist und später, vermutlich aufgrund des großen Erfolgs, in ein eigenes Sendeformat gepresst wurde. Die Sendung zeigt das Treiben einer 13. Klasse irgendwo in Deutschland, vermeintlich mit Videokameras portraitiert von einem Mitglied dieser Klasse.

Der Inhalt entspricht dem üblichen was der Zuschauer sehen will und ist eigentlich keinerlei genauerer Betrachtung wert: Alle haben was laufen mit Allen, Herzschmerz, ein paar Tote, Betrügereien, Drogen, das Übliche halt.

Inzwischen gibt es die Nachfolgeklasse 2004 auf Sendung und die »Abschlussklasse 2003« ist mutiert zu der Sendung »Freunde - Das Leben beginnt«.

Tim zu Werner: »Spannende Sendung!« Ich habe nur einzelne Teile der Serie gesehen, aber in keiner wird darauf hingeweisen das dies eine rein fiktive Sendung ist, weshalb dies unter Umständen auch noch als Dokumentation verkauft wird. Wäre diese Sendung dokumentarisch, wären dies wohl die skrupellosesten Produzenten im deutschen TV, da im Laufe der Sendung unter anderem eine Schülerin spektakulär Selbstmord begeht in dem sie sich vor den Augen ihrer Mitschüler vom Dach stürzt oder der Vater einer der Hauptakteure bei einem versuchten Banküberfall erschossen wird. Allerdings ist der dokumentarische Charakter der Sendung entweder absolut unglaubwürdig oder ich habe vermutlich den langweiligsten 13. Jahrgang in meiner Schullaufbahn erlebt den Deutschland jemals gesehen hat, im Vergleich zu dem was in dieser Sendung passiert, war meine Schulzeit wohl das was man getrost als unterirdisch spannend bezeichnen kann.

Letztendlich macht es aber gar keinen Unterschied, ob die Sendung nun pseudodokumentarisch ist oder nicht, da ich mir ziemlich sicher bin das die Zuschauer eine solche Sendung auch gucken würden, wenn sie tatsächlich eine Dokumentation wäre und das ist das wahrscheinlich bedenkliche daran.

by todesglupsch