Schreibwerkstatt

Gegen die Wand!

Wir haben Angst! Ich vor dir und du vor mir. Wir sehen uns beide an und sind wie erstarrt. Du fühlst dich nur an die Wand gedrückt und in die Enge getrieben, aber ICH sitze an der Wand. Meine Fluchtwege sind zweidimensional. Sollte ich die dritte Dimension des Bodens betreten, wäre das mein Tod. Davor hast du Angst – nicht das ich mich auf den Boden begebe – eher, dass ich von der Wand dir ins Gesicht oder sonst wohin springe. Als ob ich das jemals tun würde! Das weißt du zwar, aber fühlst es nicht. Du zitterst, hast kalten Schweiß auf deiner Stirn und Tränen der Furcht in den Augen. Dann fängst du an zu hyperventilieren und starrst mich von Urängsten gebeutelt an. Liegt das nur an meinem Aussehen? Es gibt in eurer Welt unzählige Bücher, Dokumentationen und Psychologen die sich mit diesem Thema befassen. Ein Mann namens Freud suchte die Antwort im Unbewussten, das du Angst hast ich krabbel dir in irgendwelche Körperöffnungen.

In eurer Geschichte und religiöser Vergangenheit werden wir durchweg immer als das Böse dargestellt und symbolisiert und in diversen Filmen kommen wir auch nicht unbedingt gut weg. Du erinnerst dich auch, das deine Mutter immer panische Angst vor uns hatte so wie du jetzt. Vor mir, die ich um so vieles kleiner und schwächer bin. Du könntest mich furchtbar leicht zerquetschen, wie du es schon so oft vor mir mit meinen Artgenossen getan hast. Ich hass dich nicht dafür, denn erstens tun dies viele andere Menschen tagtäglich und zweitens gibt es sowieso viel mehr von uns als von euch. Wir sind, so nebenbei gesagt, auch um einiges nützlicher als ihr für diese Welt, aber darüber denke ich jetzt nicht nach. Du tust dies ebenso nicht, sondern reduzierst mich auf meine Größe um dir die Angst zu nehmen. Letztendlich muss jedoch etwas passieren; irgendwer muss sich bewegen und damit beschließt du mein Ende. Noch vier Schritte bis zum Boden. Drei, zwei, eins ... Mit Wut und Angst im Blick endet es an der Sohle eines Turnschuhs. Sport Frei!


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